Essen. . Das Unternehmen Unify will offenbar den Standort Essen schließen. 180 Mitarbeiter der einstigen Siemens-Sparte bangen nun um ihre Arbeitsplätze. Es ist seit 2006 die fünfte Einsparrunde bei dem Unternehmen. Der Protest gegen die Kahlschlags-Pläne des Managements beginnt sich zu regen.

Die Stimmung der Männer und Frauen im Kino-Saal 3 im Cinemaxx ist ruhig und gefasst. Wahrscheinlich wünschen sich viele der rund 200 anwesenden Unify-Mitarbeiter, hier im falschen Film zu sitzen. Doch der Auftritt ihres Betriebsratsvorsitzenden Rainer Voß Dienstagmorgen ist real, die Ankündigungen auf der Betriebsversammlung sind bitter: Das Unternehmen Unify steht vor einer tiefgreifenden Restrukturierung – wieder einmal. Es ist seit 2006 die fünfte Einsparrunde. Doch nun soll es ans Eingemachte gehen. Von den verbliebenen 3000 Arbeitsplätzen in Deutschland sollen laut Betriebsrat bis Ende nächsten Jahres weitere 1600 gestrichen werden, von 43 Standorten nur noch neun übrig bleiben.

Essen spielt auf der Landkarte des Unternehmens demnach keine Rolle mehr. Die Unify-Einheit RHR E8, die acht Betriebe in NRW mit insgesamt 370 Mitarbeitern zusammenfasst und zu der auch Essen gehört, soll dicht gemacht werden, Teile der Arbeit in Billiglohnländer verlagert werden, sagt Betriebsratschef Voß.

Essen ist mit 180 Beschäftigten der größte Standort der Einheit, die Kommunikationssysteme für Firmen anbietet. Vor acht Jahren, als Unify noch Siemens Enterprise Communications hieß und zu 100 Prozent Siemens gehörte, arbeiteten in Essen rund 650 Männer und Frauen für das Unternehmen. 2008 verkaufte Siemens die Mehrheit seiner verbliebenen Telekommunikationssparte an das amerikanische Unternehmen Gores. Danach ging es weiter bergab, heißt es. Es schwingt der Vorwurf mit, dass die Amerikaner das deutsche Geschäft nicht verstehen würden.

Viele Unify-Mitarbeiter geschockt

Anfang Juni erfuhren die Beschäftigten erstmals von den Kahlschlag-Plänen. Viele seien noch geschockt, sagt Voß. Nur langsam regt sich der Widerstand. Gestern fuhren die Mitarbeiter während ihrer Betriebsversammlung nach Köln zur Siemens AG, um dort gegen die Pläne zu protestieren. „Die Mitarbeiter müssen das Kämpfen erst lernen. Sie sind darin nicht erprobt“, sagt Markus Ernst von der IG Metall Essen.

Viele sehen dabei ihren früheren Arbeitgeber Siemens in der Pflicht, den „Anschlag auf die Arbeitsplätze“ noch abzuwenden. Schließlich gehören dem Konzern weiterhin 49 Prozent an Unify. „Siemens muss Verantwortung übernehmen“, fordert Voß.

Unify will sich offiziell nicht zu den Plänen äußern. Auch zu Betriebsversammlungen komme keiner aus dem Management, beklagt Voß. Die IG Metall macht den Unify-Leuten indes Mut. Ernst führt das Beispiel der Jenoptik-Tochter ESW an, die den Standort Essen auch dicht machen wollte, den Entschluss aber nach massivem Widerstand wieder kassierte. Voß hält es wie Brecht: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“