Essen präsentierte sich in Kopenhagen als Stadt im Wandel
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Essen. . Am Montagvormittag präsentierte die Essener Delegation um Oberbürgermeister Paß in Kopenhagen der Jury der EU ihre Bewerbung um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“. Essen machte als Stadt im Wandel eine gute Figur. Dienstagmittag heißt es dann: „Grüne Hauptstadt Europas 2016“ ist ...
Ist Essen auf dem besten Weg vom Außenseiter zum ernsthaften Titelanwärter? „Wir fahren nach Kopenhagen, um zu gewinnen“, hatte Essens Umweltdezernentin Simone Raskob vor der Abreise in die amtierende „Grüne Hauptstadt Europas“ selbstbewusst erklärt. 2016 will die Ruhrstadt den Titel tragen, und Klappern gehört auch bei der Europäischen Union, die den Titel vergibt, zum Handwerk. Die von Oberbürgermeister Reinhard Paß angeführte Delegation beließ es in der Finalrunde jedoch nicht beim Klappern, sondern wusste vor der Jury mit Inhalten zu überzeugen. Die Chancen auf einen Überraschungssieg dürften nach der Präsentation am Montagmorgen gestiegen sein.
Essens OB Paß gab Bewerbung persönliche Note
Essen ging als erste der fünf Titelanwärter ins finale Rennen, und es war OB Paß, der Essens Bewerbung gleich zu Beginn eine persönliche und emotionale Note gab. Er erinnerte daran, wie er vor 51 Jahren als Siebenjähriger mit seinen Eltern aus dem grünen Münsterland nach Essen zog: „Für meine Mutter war das ein Kulturschock.“ So sehr sie sich auch ins Zeug legte beim Fensterputzen – in der Stadt von Kohle, Staub und Stahl war dies Anfang der 60er Jahre vergebene Mühe.
„Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden“ – der berühmte Satz von Kanzler Willy Brandt war für die Essener in Kopenhagen Ausgangspunkt einer 45-minütigen Zeitreise, die Landschaftsarchitekt Andreas Kipar so beschrieb: „von schwarz zu grau nach grün“, untermalt von Bildern der Emscher in schwarz-weiß, als der Fluss in der rasant wachsenden Industriestadt zur Kloake wurde, und von farbenfrohen Aufnahmen des dahin plätschernden Borbecker Mühlenbachs. Die Emscher und ihre Zuläufe werden der Natur zurückgegeben, der Umbau des Emschersystems, ein Jahrhundertprojekt, ist ein Pfund, mit dem Essen wucherte.
Die Emscher-Insel
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Wie schon beim der Bewerbung als Kulturhauptstadt präsentierte Essen sich als Stadt im Wandel. „Wir haben gezeigt, dass wir auf allen Feldern etwas zu bieten haben“, sagte Simone Raskob nach der Präsentation zufrieden. „Neue Wege zum Wasser“, Klimaschutz, Nahverk ehr – gekonnt spielte sich die Delegation die Bälle zu. In der anschließenden Fragerunde unter Ausschuss der Öffentlichkeit, so berichtete Raskob jedenfalls, habe sich die Delegation auch durch kritische Fragen zu den Stadtfinanzen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Frei nach dem Motto: „Mit wenigen Mitteln das Beste rausholen.“
Ob das reicht, um sich gegen die Mitbewerber Oslo, Lubljana, Nimwegen und Umea durchzusetzen?
Schäden durch Sturmtief Ela spielten keine Rolle
Anders als vielleicht zu erwarten stand, spielten die verheerenden Sturmschäden, die Orkan „Ela“ an Pfingstmontag in Essens Straßen und Wäldern angerichtet hat, für die Jury keine Rolle. Auf einen etwaigen Mitleidsbonus hatten die Essener ohnehin nicht setzen wollen. Stattdessen gab’s zum Abschluss der Präsentation für die Jurymitglieder eine Ausgabe der WAZ. In der Nacht hatte ein Kurier die druckfrischen Zeitungen nebst Beilage über Essens Bewerbung als „Grüne Hauptstadt“ in die dänische Hauptstadt gebracht.
Grüne Hauptstadt - so will Essen punkten
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„Grüne Hauptstadt Europas“ – für Essen wäre es nach der Kulturhauptstadt 2010 beste Eigenwerbung. Dass die „Grüne Hauptstadt“ mehr sein kann als eine Werbebotschaft für Hochglanzbroschüren, beweist der aktuelle Titelträger: In Kopenhagen ist die Grüne Hauptstadt augenscheinlich Ausdruck von Lebensgefühl. Die Schwärme von Radfahrern in der Innenstadt inspirierten OB Paß zu der Idee, in Essen probeweise eine Spur der Schützenbahn allein Radfahrern zu überlassen.
Der Wettbewerb im Überblick
Der Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ wird seit 2010 jedes Jahr von der EU-Kommission vergeben. Die bisherigen Preisträger sind die folgenden Städte: Stockholm (2010), Hamburg (2011), Vitoria-Gasteiz (2012), Nantes (2013), Kopenhagen (2014) und Bristol (2015).
Der Gewinner soll ein Vorbild sein für umweltverträgliches städtisches Leben, schließlich leben zwei von drei Europäern in Städten. Essen vermochte mit seiner Bewerbung aufzuzeigen, wie der Wandel von einer Kohle-Metropole zu einer der grünsten Städte Nordrhein-Westfalens gelungen ist.
Apropos Radfahren: Die Delegation aus Nimwegen nutzte für den Weg vom Hotel zur Europäischen Umweltagentur, dem Austragungsort der Finalrunde, das Velo. Ob es dafür von der Jury Extrapunkte gibt? Erst am morgigen Dienstag heißt es in einer feierlichen Zeremonie: „Grüne Hauptstadt 2016“ ist...
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