Essen.. Eine zehnköpfige Delegation aus Essen fliegt am Sonntag zur Endrunde nach Kopenhagen

Wie passend: Der Titel, sozusagen die europäische Krone, wird ausgerechnet im „Schwarzen Diamanten“ der Dänischen Königlichen Bibliothek in Kopenhagen verliehen. Am Dienstag, den 24. Juni um 11.30 Uhr wird der Umschlag geöffnet: „And the winner is . . .“ Und dann werden hoffentlich die Delegationen aus Oslo, Nimwegen, Ljubljana oder Umea die Hände vors Gesicht schlagen, betreten zu Boden blicken, während sich die zehnköpfige Delegation aus Essen, angeführt von Oberbürgermeister Reinhard Paß und Umweltdezernentin Simone Raskob jubelnd in den Armen liegt: „Grüne Hauptstadt Europas 2016“, das wär’s doch, vielleicht nicht ganz die große Party wie im Kulturhauptstadtjahr 2010, aber ein Umweltjahr, an dem vielleicht wieder eine Autobahn für ein großes Happening gesperrt wird und die Stadt sicher auch sonst viel mit dem Fahrrad unterwegs sein wird.

Alles nur Träume? Im ersten Anlauf gleich den Gipfel erstürmen? Ljubljana ist im vierten Jahr dabei, Bristol, 2015 Europas Grüne Hauptstadt, brauchte drei Anläufe: „Wir haben Außenseiter-Chancen“, sagt Umweltdezernentin Simone Raskob, um zu betonen, „dass wir nach Kopenhagen fahren, um zu gewinnen.“

Fragerunde bestehen und überzeugen

Zumindest wird die Bewerbung wohl kaum an der Vorbereitung scheitern. Seit Wochen wird Englisch gelernt, der Vortrag am Montag, den 23. Juni um 9 Uhr vor der siebenköpfigen Jury wird auf Englisch gehalten. Auf die Runde, in der mit Matthias Groote, seit 2012 Vorsitzender des Umweltausschusses im Europäischen Parlament, ein Deutscher sitzt, bereitet seit Wochen die „TAS Emotional Marketing-Agentur“ die Essener Delegation vor. Es gilt, nach kurzem Werbefilm und Rede vor allem in der Fragerunde zu bestehen und zu überzeugen.

In den Mittelpunkt wollen die Essener dabei den Wandel der einstigen Stadt von Kohle und Stahl hin zu einer der grünsten Städte Deutschlands stellen, die vielen Mühen um Schutzgebiete, um Wälder und Parks, angefangen von der Heisinger Aue, über das Zollverein-Gelände, den Krupp-Park bis hin zum Niederfeld-See. Mit Natur und Artenvielfalt in einem großstädtischen Lebensraum konnte Essen bereits in der ersten Runde punkten.

Rückbesinnung auf die Wohn-Quartiere

Das gilt ebenso für den Umbau des Emschersystems, die Renaturierung von Fluss und Köttelbecken, die durch zahllose Spazier- und Wanderwege für die Bürger erschlossen wurden. Ein vergleichbares Engagement wie bei „Neue Wege zum Wasser“ gibt es so in keiner anderen Stadt. Der Kampf gegen den Lärm, die Rückbesinnung auf die Wohn-Quartiere – all dies soll die Juroren beeindrucken.

Aber ebenso will man offensiv auf die Schwachstellen eingehen, vor allem auf die Verkehrsprobleme. Wie der Mix erreicht werden soll, dass die Essener in vielleicht 20 Jahren Bus und Bahn, das Fahrrad oder die eigenen Beine jeweils für ein Viertel ihrer Wege einsetzen, dürfte breiten Raum einnehmen. Ob dies alles überzeugt? Am 24. Juni um 11.30 Uhr wird es jedenfalls heißen: „And the winner is...“