Essen. . Die Verkaufsflächen in Essen haben in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugelegt, und das gegen den Trend im Revier. Die Industrie- und Handelskammer sieht jedoch die Entwicklungen außerhalb der Stadt mit großer Sorge.
Die Verkaufsflächen im Essener Einzelhandel sind in den vergangenen zwei Jahren weiter gewachsen und das sogar recht deutlich. Wie aus dem aktuellen Handelsreport Ruhr der Industrie- und Handelskammern hervorgeht, nimmt der Einzelhandel in der Stadt fast 623.000 Quadratmeter Verkaufsfläche ein. Das bedeutet ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber der letzten Erhebung 2012. In die Statistik geht nur der Einzelhandel mit über 650 Quadratmeter Fläche ein.
Damit entwickelte sich Essen gegen den Trend des Ruhrgebiets, wo die Handelsfläche insgesamt erstmals seit vielen Jahren schrumpfte. Aus Sicht der IHK hat die gegenläufige Entwicklung in Essen vorwiegend zwei Gründe: Zum einen war Essen zwar von der Insolvenz der Baumarkt-Kette Praktiker (zwei Märkte), nicht aber von der Max-Bahr-Pleite betroffen. Zum anderen entstand im vergangenen Jahr mit dem Kronenberg-Center in Altendorf ein neues, 20.000 Quadratmeter großes Fachmarktzentrum.
Guido Zakrzewski, Einzelhandelsexperte bei der IHK, sieht Essen dennoch grundsätzlich mit Einzelhandel nicht überversorgt wie beispielsweise Oberhausen. „Essen ist ein Oberzentrum und zieht Kaufkraft aus den umliegenden Städten an. Aber klar ist auch: Der Kuchen für die Einzelhändler wird kleiner.“ Aus Zakrzewskis Sicht ist es vor allem wichtig, wo neue Flächen entstehen. Die City (147.000 qm Verkaufsfläche) und Rüttenscheid entwickelten sich sehr gut. Randlagen in anderen Stadtteilen geraten zunehmend in Bedrängnis.
Großer Wettbewerbsdruck
Auch der Einzelhandelsverband spricht von einem großen Wettbewerbsdruck im mittleren Ruhrgebiet. Jüngstes Beispiel ist die Möbelbranche, die mit dem Verkauf von Möbel Kröger und Rück an die XXXL-Gruppe einen neuen großen Wettbewerber ins Revier gebracht hat, und zudem weitere Möbelhäuser in Duisburg oder im östlichen Ruhrgebiet entstehen sollen.
Die Musik, wie Zakrzewski sagt, spielt derzeit vor allem außerhalb von Essen. Er sieht beispielsweise die Pläne neuer Factory Outlets in Duisburg und Remscheid kritisch. „Das hat auch Auswirkungen auf Essen, aber wir können nichts dagegen tun.“ Auch bei den Fachmarktzentren erwartet er in Zukunft weitere Expansionen.
Dennoch, und da sind sich IHK und Einzelhandelsverband einig, kommt die größte Konkurrenz für den stationären Einzelhandel aus dem Internet. Fachleute sprechen vom Trend der Digitalisierung der Innenstädte. Dazu zählen beispielsweise Showrooms, wo man Waren zwar ansehen kann, sie aber übers Internet bestellt. „Auf diesen Trend muss auch Stadtplaner eine Antwort finden“, so Zakrzewski.