Essen-Holsterhausen. . Jens Noetzel ist neuer Vorsitzender der Interessengemeinschaft Holsterhausen. Er appelliert an die Kaufleute, sich rechtzeitig aktiv um Nachfolger zu kümmern, damit die attraktiven Fachgeschäfte nicht irgendwann einfach verschwinden.
„Ich hätte lieber vernünftig verlegte Pflastersteine statt Asphalt. Noch besser wäre Kopfsteinpflaster. Das hat Atmosphäre und sorgt dafür, dass die Leute langsam flanieren und dabei die Geschäfte wahrnehmen“, sieht Jens Noetzel die kommende Umgestaltung der Gemarkenstraße skeptisch. Der Immobilienmakler ist neuer Vorsitzender der Interessengemeinschaft Holsterhausen (IGH). Dass er nach Jahren mit viel Unstimmigkeiten und häufigen Führungswechseln bei der IGH kein leichtes Amt antrete, sei ihm bewusst: „Ich freue mich auf die Herausforderung.“
Holsterhausen müsse über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannter werden. „Schon im eigenen Interesse will ich für mehr Attraktivität sorgen. Ich werde noch lange im Berufsleben stehen und es nützt mir nichts, im unattraktiven Umfeld ansässig zu sein“, sagt Noetzel, der den Holland-Markt und das Herbstfest wieder zu Fixpunkten im Kalender machen will.
Ihm geht es aber nicht in erster Linie ums Feiern. „Leider gibt es kaum großzügigen Wohnraum im Stadtteil, die Häuser sind teils wenig gepflegt“, will Noetzel auch die Hausbesitzer in die Pflicht nehmen. Ein anderes Problem sei, dass die überwiegende Zahl der Fachgeschäfte von Leuten geführt werde, die am Ende ihres Berufslebens stehen. „Im optimalen Fall kümmern sie sich selbst aktiv um die Nachfolgeregelung“, will Noetzel die Betroffenen über mögliche Hilfsangebote aufklären. „Die Läden sollten nicht einfach verschwinden.“
"Wir müssen das Beste daraus machen"
Es müsse Geschäfte geben, die für junge Leute attraktiv seien, und mehr gastronomische Angebote, meint Noetzel mit Blick auf den Nachbarstadtteil Rüttenscheid. Dort sorgten Kneipen und Restaurants nicht nur für Umsatz, sondern auch bis tief in die Nacht für ein Sicherheitsgefühl.
Noetzel setzt auf bessere Kommunikation, Werbemaßnahmen und neue Strukturen. „Bisher kamen alle Berufsgruppen bei der IGH in einen Topf. Ich möchte die Mitglieder nach Sparten aufteilen, um die jeweiligen Interessen besser zu berücksichtigen“, erklärt der Vorsitzende, der einen Gesundheits-, Gastro- und Handwerkerführer, sowohl online als auch gedruckt, erstellen lassen will, um die Vielfalt des Angebots zu zeigen.
Einen weiteren Laden mit Vollsortiment, wie er auf dem ehemaligen Berufskolleg-Gelände entstehen soll, hält Noetzel für eher schädlich. „Aber wenn er kommt, müssen wir das Beste daraus machen.“ Er werde das Gespräch mit den Politikern suchen: „Es ist wichtig zu wissen, was die Politik mit Holsterhausen vorhat.“ Noetzels Wunsch: attraktive Wohnungen für junge Familien und Senioren sowie mehr Raum für Künstler.
Viele Ideen
Seit einem Monat ist Jens Noetzel als neuer Vorsitzender der Interessengemeinschaft Holsterhausen im Amt. Abgesehen vom Beirat führt der 42-jährige Essener, der im Südostviertel mit Frau und zwei Kindern lebt, die Geschäfte des Vereins bisher quasi allein. Der alte Vorstand sei teilweise noch nicht entlastet worden. „Die Kassenprüfung läuft noch“, sagt Noetzel. Er gehe aber davon aus, dass die Sache im Mai erledigt sei und dann auch ein zweiter Vorsitzender, Kassierer und Schriftführer gewählt werden könnten.
„Ich würde natürlich mein Vorstandsteam gern selbst vorschlagen, um die verschiedenen Sparten wie freie Berufe, Handwerk, Einzelhandel und Gesundheitswesen dabei abzudecken. Es macht Sinn, für die jeweilige Gruppe gesonderte Ansprechpartner zu haben. Denn kein Gastronom interessiert sich für Neuerungen im Gesundheitswesen und kein Steuerberater für die Auswirkungen des Nichtraucherschutzes auf die Gastronomie“, erklärt Noetzel.
Der Immobilienmakler, der seit fünf Jahren im Stadtteil und seit zwei Jahren in den heutigen Räumen an der Gemarkenstraße 71 tätig ist, hat viele Ideen. „Um die umzusetzen, brauche ich engagierte Helfer. Bisher hat die IGH rund 50 Mitglieder. Das sind noch viel zu wenig“, meint der Vorsitzende.