Essen. . Das Textilhaus P & C an der Kettwiger Straße kann seine Verkaufsfläche wie geplant auf das benachbarte Baedekerhaus erweitern. Die obere Denkmalbehörde hatte zwar Bedenken gegen die Umbaupläne geäußert, steckt nun aber zurück.
Das Baedekerhaus an der Kettwiger Straße zählt zu den architektonisch bedeutendsten Gebäuden dieser Stadt. Seit dem Auszug der Buchhandlung Thalia im September 2012 ist das Baudenkmal aufgrund seiner exponierten Lage jedoch zu einem Symbol für Leerstand in der Innenstadt geworden. Diese Tristesse könnte glücklicherweise bald ein Ende haben, denn dem Umbau des Baedekerhauses und der damit verbundenen Erweiterung des benachbarten Textilwarenhauses von P & C steht nichts mehr im Wege.
Das Rheinische Amt für Denkmalpflege ließ die Stadt Essen gestern wissen, dass die Behörde ihre grundsätzlichen Bedenken gegen die Umbaupläne zwar aufrecht erhält. Allerdings wird die beim Landschaftsverband Rheinland angesiedelte Behörde darauf verzichten Bauminister Michael Groschek in der strittigen Frage des Denkmalschutzes um eine Entscheidung zu ersuchen.
Erdgeschoss wird abgesenkt
Eine solche sieht der Gesetzgeber für den Fall vor, dass sich obere Denkmalbehörde und städtische Denkmalpflege in ihrer Einschätzung nicht einig sind.
Die Düsseldorfer Peek und Cloppenburg KG will, wie berichtet, ihre Verkaufsfläche an der Kettwiger Straße vergrößern. Vom P & C-Haus soll dafür ein ebenerdiger Übergang zum Baedekerhaus geschaffen werden. Da die Kettwiger Straße abschüssig ist, müsste im Baedekerhaus das Niveau des Erdgeschosses um bis zu 80 Zentimeter abgesenkt werden.
Denkmalpflege hält Umbau für vertretbar
Der heutige Haupteingang bliebe - wie auch die Fassade - zwar erhalten, wäre seiner Funktion aber beraubt. Auch ein Treppenhaus aus den späten 1920er Jahren würde zum Teil verschwinden. Das Institut für Denkmalpflege der Stadt Essen sieht den Eingriff in die Bausubstanz zwar ebenfalls kritisch, hält den Umbau aber letztlich für vertretbar. Auch wenn man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe, wie Institutsleiterin Petra Beckers betonte.
Warum das Rheinische Amt darauf verzichtet, den Minister als „letzte Instanz“ einzuschalten, bleibt Spekulation. Die zuständige Abteilung der Behörde war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ausschlaggebend könnte womöglich ein Schreiben von Stadtdirektor Hans-Jürgen Best gewesen sein, in dem dieser auf die städtebauliche Bedeutung des Baedekerhauses für die Essener Innenstadt verweist. Die Stadt könne kein Interesse daran haben, dass das Haus noch länger leer steht, so Best.
Hintergrund: Nach WAZ-Informationen hat Peek & Cloppenburg den langfristigen Mietvertrag von Thalia übernommen. Laufzeit: zehn Jahre.
Die Erteilung einer Baugenehmigung dürfte nach der schriftlichen Einlassung des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege nur noch Formsache sein. Ein Bauantrag liegt der Stadt bereits vor.