Kupferdreh. . Kupferdreh gilt als attraktives Wohnquartier, aber auch als wichtigstes Einkaufszentrum auf der Ruhrhalbinsel. Doch auch dort stehen viele Geschäftsimmobilien leer. Eine Analyse

Leerstehende Geschäftsimmobilien sind ein ständig wachsendes Problem in vielen Stadtteilen. Auch Kupferdreh als das bedeutendste Einkaufszentrum der Ruhrhalbinsel macht da keine Ausnahme. Die Zahl ungenutzter Ladenlokale nimmt zu – an der Bahnstraße, aber auch an der Kupferdreher Straße. Über die Gründe und wie man die Situation des Einzelhandels verbessern kann, darüber diskutierte nun Dirk Kalweit, Chef der CDU Kupferdreh mit Experten und Bürgern.

Attraktives Wohnquartier

Kupferdreh kann sich durchaus sehen lassen: Naherholungsgebiete wie der Baldeneysee und das Bergische Land bieten Anreize. Zumal die Angebote ständig verbessert werden, wie die Hespertalbahn oder auch der Ausbau von Fahrradrouten beweisen. Auch die Anbindung an Bus und Bahn ist nahezu optimiert. Für Kupferdreh spricht auch die gute sportliche und soziale Infrastruktur: „Gesundheitsvorsorge, Bildungseinrichtungen und Ausbau von Kita und Ganztag. Da sind wir gut aufgestellt“, sagt Kalweit.

Kupferdreh ist attraktiv – auch als Wohnquartier. Die Dilldorfer Höhe, Byfang im Nordosten, aber auch Kupferdreh selbst: Das Neubaugebiet „Seebogen“ und die „Klimahaussiedlung“ sind begehrt. Doch bei allen Vorzügen spielt ein breit aufgestellter, vielfältiger Einzelhandel im Ortskern eine entscheidende Rolle. „Die ortsnahe Versorgung mit Artikeln des so genannten täglichen Bedarfs ist wichtig“, weiß Kalweit. Der Anstieg von „Billig-Sortimenter“, die das Gesamtbild qualitativ eher abwerten statt ergänzen, konnte in Kupferdreh zuletzt verhindert werden. Doch die Leerstände, verbunden mit häufig unansehnlichen Schaufenstern sind eher kontraproduktiv und beeinträchtigen nicht nur die betroffene Immobilie, sondern auch die direkte Nachbarschaft.

Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr, kennt solche Probleme zur Genüge. „Manchmal ist es für Eigentümer aus steuerlichen Gründen günstiger, eine Immobilie leerstehen zu lassen.“ Doch dies sei ein gefährlicher Weg, leide doch über kurz oder lang das Image des Stadtteils. Die Folge: Ausbleibende Kundschaft, weniger Umsatz und weitere Geschäftsaufgaben.

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sei dringend erforderlich, betont Kalweit, der sich einmal in anderen Städten umgesehen hat: in Wuppertal, aber auch in Düsseldorf. „Die Ursachen für Ladenlokal-Leerstand sind meist bekannt, wissenschaftlich erforscht und vielschichtig“, sagt er. Im Zentrum stehe dabei ein generell verändertes Einkaufsverhalten, aber auch die Konkurrenz mit großflächigem Einzelhandel, Discountern und Internetangeboten.

In Kupferdreher habe man jedoch mit besonderen Problemen zu kämpfen: Beispielsweise die seit 16 Jahren währende Stadtteilerneuerung und der damit verbundene Umbau des Stadtkerns. Flankiert durch etliche Baumaßnahmen der Stadtwerke, Kernsanierungen von überörtlichen Verbindungsstraßen und – nicht zuletzt – der mehrjährige Bau der Kampmannbrücke und die Baumaßnahme der Stadtwerke an der Kupferdreher Straße/Langenbergerstr.

Mietpreise anpassen

Wo also liegt die Lösung? In erster Linie in einem Leerstandsmanagement, das leere Ladenlokale auflistet, beschreibt und Vermietungshindernisse dokumentiert. „Letztere sollten durch fachliche Beratung der Eigentümer beseitigt werden“, empfiehlt Heistermann. Also Klärung der Eigentümerverhältnisse, Erfassung der Dauer des Leerstandes und die Erwartungshaltung des Eigentümers bezüglich der Branche und Höhe der Miete, „denn häufig scheitert die Wiedervermarktung einer Geschäftsfläche an nicht mehr marktkonformen Mietpreisen“, sagt Heistermann.

Viele Ladenlokale sind nicht mehr zeitgemäß

In Kupferdreh besteht häufig das Problem, dass angebotene Geschäftsimmobilien nicht die passende Raumgröße haben. „Für die großen Nachfrager zu klein, für die kleinen zu groß“, bringt es Dirk Kalweit auf den Punkt. Einige Ladenlokale seien nicht mehr zeitgemäß, auch wegen fehlender Barrierefreiheit. Da reicht bereits eine Treppe am Eingang, um eine Neuvermietung zu erschweren.

So verlängern sich die Zeiten der Leerstände. Ein Zwischennutzungsmanagement für solche Objekte, das eine stadtbildfördernde Zwischennutzung ermöglicht, wird daher immer wichtiger. „Dies könnten zum Beispiel Ausstellungsobjekte der Kupferdreher Kunstakademie sein, die dort aufgestellt werden“, wie Kalweit sagt.

Auch die Vermarktung gilt es zu optimieren. Durch eine zentrale Immobilienseite für Kupferdreher Geschäftsräume im Internet, zum Beispiel. Zielführend könnte auch eine Umfrage sein, was Kunden sich wünschen: ein höherwertiges Café oder Bistro, aber auch veränderte Marktzeiten, um Berufstätigen entgegen zu kommen.

Optimierungsbedarf besteht aber auch bei der Verkehrssituation im Kernbereich des Einkaufszentrums Kupferdreh, also im Bereich Benderstraße bis Poststraße. Hier in der sicheren Überquerung der Kupferdreher Straße.

Eine grundsätzliche Attraktivitätssteigerung der Außengeschäftsflächen durch Bepflanzungen, Schaufenster-Dekorationen oder Sitzgelegenheiten könnte die Situation verbessern. Gleiches gilt für Aktionstage wie hochwertige Oster-, Sommer-, Adventsmärkte. „Und, nicht zuletzt, eine Novellierung des Masterplans Einzelhandel, um Neuvermietungen zu erleichtern“, nimmt Kalweit auch die Politik in die Pflicht.