Essen. . „Drama der Moderne“: Stationen-Theater und Kino in und an der Kokerei bringen im Juli das Weltkriegs-Thema den Besuchern näher. Besonders junge Menschen sind zu den Veranstaltungen eingeladen.

„1914 - Dramen der Moderne“ - so ist das Kulturprogramm überschrieben, das die große Weltkriegs-Ausstellung in der Kokerei Zollverein in der ersten Juli-Hälfte begleiten wird. Eigentlich ist es weitaus mehr: nämlich ein anspruchsvolles Mini-Sommerfestival, das die Urkatastrophe des Zwanzigsten Jahrhunderts mit den Mitteln des Theaters, des Films und der Musik begreifbar machen will.

Wie haben sich vor 100 Jahren zeitgenössische deutsche, englische, belgische, französische und russische Künstler mit dem sinnlosen Morden auf den Schlachtbänken auseinandergesetzt? Eine Frage, die die Uraufführung „14/18 – Die Welt in Brand“ zum Auftakt des kleinen Festivalreigens am 2. Juli zu beantworten sucht. An dieser „Theatercollage in Bewegung“ wirken junge Schauspieler, Tänzer und Musiker der Folkwang Hochschule der Künste ebenso mit wie Filmstudenten aus Dortmund. Klangvolle Namen bürgen für Qualität: Dramaturg ist Gerold Theobalt, die Regie übernimmt Johannes Klaus und Regisseur Adolf Winkelmann („Die Abfahrer“) interveniert filmisch.

Kokerei als Kulisse

Die Kokerei mit Salzlager, Ofenbatterie und Wasserbecken bildet die gewaltige Kulisse dieses ergreifenden Stationentheaters. Eines, in dem der Betrachter Teil des Geschehens wird, etwa wenn er sich mittendrin an der Seite von Frontsoldaten wiederfindet oder durch eine Seitenstraße in Paris flaniert. Muss angesichts des monströsen Themas mit schlimmen Nebenwirkungen und Risiken auf das junge Publikum gerechnet werden? „Überhaupt nicht“, betont der Künstlerische Leiter der Stiftung Zollverein Fabian Lasarzik. Zur öffentlichen (und kostenlosen) Generalprobe am 1. Juli um 20.30 Uhr sind junge Menschen besonders eingeladen.

Sie sind die Stars der „Fidena“ Bochum und zählten zu den besten Figurentheatern in Europa: „Hotel Modern“ aus Amsterdam. Basierend auf Feldpostbriefen und unterlegt mit Musik des Komponisten Arthur Sauer rekonstruiert das Theaterkollektiv auf der Bühne des Salzlagers Szenen aus dem Ersten Weltkrieg, den sie den „Großen“ nennen. „The Great War“ ist ein Live-Animationsfilm, der Granaten und Gasangriffe, Schlachtenlärm und Stellungskrieg auf die Leinwand wirft. Faszinierend für den Zuschauer: Er erlebt, wie die Magier aus winzigen Details, aus Sägespänen und Blumenerde, aus Streichhölzern und rostigen Nägeln den mörderischen Kriegsschauplatz an der Westfront im Miniaturformat nachstellen – und ihn in das Gemetzel hineinziehen. Eine Geräuschcollage, die in Deutschland Premiere hat.

Das Kino-Konzert

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Drittes Element des „1914“-Minifestivals: Das Kino-Konzert mit Fritz Langs berühmten Filmklassiker „Metropolis“ - diesmal mit verschüttet geglaubtem und in Buenos Aires wiederentdecktem Filmmaterial sowie musikalisch begleitet von den französischen Star-DJs Iannis Xenakis und Richie Hawtin. „Metropolis“, 1927 uraufgeführt, in der Zeit, in der auch die Anlage Zollverein XII entstand, soll die Ästhetik der Industrialisierung aber auch den Zeitgeist zwischen den Weltkriegen ausdrücken.