Essen-Altendorf. . Der Altendorfer Schützenverein 1760 musste nach mehr als 30 Jahren erstmals sein für Juli geplantes Königsschießen in der Gesamtschul-Mensa absagen.

„In diesem Sommer muss unser Stadtteil-, Kultur- und Schützenfest ausfallen. Das Schulamt hat die Gebühren für die Mensa mehr als verdoppelt – das können wir nicht mehr aufbringen“, sagt Eugen Kalenborn vom Bürgerschützenverein Altendorf 1760. „Das wird den Zusammenhalt im Stadtteil umbringen.“ Seit mehr als 30 Jahren war die Mensa der Gesamtschule die Heimat der Altendorfer Schützen. Auch viele andere Vereine haben dort kräftig gefeiert. Ob sie an der Bockmühle weiterhin „ihre Heimat“ behalten können, ist jetzt offen. Das Kinderfest des Elternverbandes Ruhr am Samstag soll dort jedenfalls laufen.

Organisationen oder Vereine, die in Altendorf groß feierten, haben ihre Gäste stets in die Aula an der Bockmühle eingeladen. „Wir haben im Stadtteil keinen anderen, geeigneten Saal“, spricht Eugen Kalenborn auch für andere Altendorfer Vereine. Und für die Nachbarn war stets klar: „Wir feiern an der Bockmühle. „Das war immer eine gute Adresse und hat der Gesamtschule über den Unterricht hinaus einen guten Ruf gebracht“, betont Kalenborn. Dazu hätten auch die Aktivitäten der örtlichen Vereine beigetragen.

Den Vogel abgeschossen

Bei der Stadt gab es Mittwoch keine Antwort auf die Frage, ob jetzt neue Kriterien und verschärfte Regeln für die „Überlassung von Schulräumen“ (Amtsdeutsch) gelten. An anderer Stelle sickerten jedoch ein paar (Bier-)Tropfen durch: In Schulen soll generell kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden dürfen. Bei den Altendorfer Schützen haben die Schulverwalter damit offensichtlich den Vogel abgeschossen.

„Ein Schützen- und Stadtteilfest ohne Bier – das nehmen uns die Besucher doch nicht ab“, bedauert Eugen Kalenborn. „Dabei haben wir alle zwei Jahre nur in den Sommerferien unseren neuen König ermittelt und damit in keiner Weise den Schulbetrieb behindert oder gestört. Wir gehen sensibel mit dieser Gastfreundschaft um und können viel mehr als Kimme, Korn und Doppelkorn.“

Beim Neujahrsempfang der Altendorfer Schützen oder bei Diskussionsrunden zum Altendorfer Stadtteilerneuerungsprojekt gab es für die Besucher neben Wasser und Säften auch Bier. „Im Schulamt sitzen neue Abteilungsleiter“, steht auf einem weiteren Bierdeckel. „Jeder weiß, was bei Festen schäumt. Die Vorgänger waren doch früher nicht unverantwortlicher, nur weil sie es haben so laufen lassen.“

Unterstützung für Zusammenhalt und Brauchtumspflege in der Gesamtschule Bockmühle finden die Vereine bei den Altendorfer Rats- und Bezirksvertretern aller Fraktionen. Das hilft dem BSV Altendorf 1760 in diesen Tagen des Kommunalwahlkampfes nicht mehr. Das Schützenfest im Juli ist abgesagt. Der Schulhof an der Bockmühle kommt für ein Schützenfestzelt auch nicht in Frage: Hinter der Plane würde ein Bierwagen stehen – wie es das feiernde Volk im Stadtteil erwartet.