Essen. Nach dem internen Flügelkampf führt Gabriele Giesecke (60) die in Essen in den Kommunalwahlkampf. Ob die Partei wieder zusammenfindet, ist offen.
Wer es mit Humor nimmt, den erinnerte der Flügelkampf bei den Linken an Monty Pythons „Das Leben des Brian“. In der Komödie bekämpfen sich die „Volksfront von Judäa“ und die „Judäische Volksfront“ bis aufs Messer. Am Ende liegen alle in ihrem Blut. Soweit hat es die Ratsfraktion glücklicherweise nicht kommen lassen, auch wenn mal die Fäuste flogen. Der dogmatische Flügel um Gabriele Giesecke und Wolfgang Freye hat sich bei der Kandidatenkür für die Kommunalwahl letztlich durchgesetzt und gibt nun die Richtung vor.
„Wir wollen an die erfolgreiche Arbeit der vergangenen fünf Jahre anknüpfen“, sagt Spitzenkandidatin Gabriele Giesecke (60). Ob dies gelingt, wird nicht allein von den Mehrheiten im neuen Rat abhängen. In der ausgehenden Ratsperiode profilierte die Linke sich als Opposition gegen das „Viererbündnis“ aus CDU, Grünen, FDP und EBB - dank einer SPD, die als stärkste Fraktion ohne Gestaltungsmehrheit zwischen Baum und Borke saß und dank ihres Fraktionssprechers Hans-Peter Leymann-Kurtz, dessen rhetorisches Talent auch politische Gegner anerkennen mussten.
Flüchtlingspolitik, Anti-Faschismus und Hartz IV
Leymann-Kurtz begnügte sich nicht mit dem Spiel „an der linken Eckfahne“. Für Giesecke und Co. wird es also darauf ankommen, sich nicht auf die linke Spielwiese zurückzuziehen. Programmatische Schwerpunkte wie Flüchtlingspolitik, Anti-Faschismus und Hartz IV könnten dies nahe legen.
DemokratieSelbstredend versteht die Linke sich weiterhin als Sprachrohr und Interessenvertretung der Armen und sozial Benachteiligten. An neue Gesichter wird man sich aber gewöhnen müssen. Mit Yilmaz Gültekin (27) und Ezgi Güyildar (26) kandidieren zwei junge Kurden auf aussichtsreichen Listenplätzen. Beide sind in der Kommunalpolitik unbeschriebene Blätter. Von Ezgi Güyildar mag der ein oder andere vielleicht gehört haben - als Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen, die dem radikalen Flügel ihrer Partei zugerechnet wird. Den Protest von der Straße wolle Güyildar in den Rat tragen, heißt es. Man darf gespannt sein.
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Auch Anabel Jujol, die das Bürgerbegehren „Kulturgut“ gegen Personalkürzungen im Kulturbereich mit initiiert hat und auf Listenplatz 5 kandidiert, ist kommunalpolitisch eher unerfahren. Und ob der mit allen Wassern gewaschene Wolfgang Freye erneut in den Rat einzieht, hängt davon ab, ob die Linke das selbstgesteckte Ziel von sechs Mandaten erreicht. Übrigens: Ratsfrau Janina Herff, die dem unterlegenen Parteiflügel angehört und auf Platz 2 antritt, fehlte gestern beim Fototermin - aus gesundheitlichen Gründen, hieß es.