Essen. Der Linken in Essen, das ist keine neue Erkenntnis, sind eine tief zerstrittene Partei. Das wurde auch bei der Wiederholung des Listenparteitags deutlich, der am Wochenende nötig wurde, weil der erste Versuch auch nach Meinung der Parteischiedskommission unter allzu chaotischen Bedingungen ablief.

Der Linken in Essen, das ist keine neue Erkenntnis, sind eine tief zerstrittene Partei. Das wurde auch bei der Wiederholung des Listenparteitags deutlich, der am Wochenende nötig wurde, weil der erste Versuch auch nach Meinung der Parteischiedskommission unter allzu chaotischen Bedingungen ablief. Doch während im Januar das Lager um den bisherigen Fraktionschef Hans Peter Leymann-Kurtz siegte und im Wege des „Durchstimmens“ alle vorderen Plätze auf der Liste für die Kommunalwahl am 25. Mai besetzte, war es nun (fast) umgekehrt: Das von den Ratsmitgliedern Gabriele Giesecke und Wolfgang Freye dominierte Lager konnte beim Wiederholungsparteitag offenbar mehr Mitglieder motivieren, ihr Stimmrecht wahrzunehmen. Giesecke sicherte sich jedenfalls in einer Kampfabstimmung Platz 1 gegen Ratsfrau Janina Herff mit 65 zu 58 Stimmen. Damit war der Parteitag eigentlich schon gelaufen, immerhin aber hatte das Giesecke-Lager die Klugheit, nun nicht ihrerseits nur eigene Kandidaten durchzuboxen. Vielmehr ließ sich Herff, die im Januar noch die Listenwahl gewonnen hatte, überreden, auf Platz 2 zu kandidieren und erhielt dort eine klare Mehrheit. „Ich hoffe, dass mein Antritt Frieden in die Partei bringt.“

Die weiteren Plätze belegen dann wieder Kandidaten der Giesecke/Freye-Fraktion: Die 26-jährige Ezgi Güyiladar und der 27-jährige Yilmaz Gültekin, beide sind kommunalpolitisch wenig erfahren und zählen dem Vernehmen nach zum radikalen Flügel der Linken. Auf Platz 5 folgt mit Anabel Jujol eine gut vernetzte „Occupy“-Aktivistin, die das Bürgerbegehren „Kulturgut“ fast zum Erfolg geführt hätte. Platz 6, und damit der wohl letzte aussichtsreiche, ging an Wolfgang Freye selbst. In der zu Ende gehenden Ratsperiode hat die Linken-Fraktion fünf Sitze.

Der Streit bei den Linken hat zwar auch mit inhaltlichen Differenzen zu tun, wichtiger aber waren in all den Jahren die menschlichen Gräben zwischen Leymann-Kurtz und Freye. Es gibt Klagen über Führungsstil auf der einen und mangelnde Loyalität auf der anderen Seite. Dem Ehepaar Freye/Giesecke, von der Herkunft her orthodox sozialistisch, wird politisch eine radikalere Haltung nachgesagt als dem eher links-libertären Lager um Leymann-Kurtz, der früher mal bei den Grünen war. Auch Fraktionsgeschäftsführer Jörg Bütefür kündigte seinen Rückzug an.