Essen. . Bei der Kommunalwahl am 25. Mai kandidieren in Essen auch abtrünnige Republikaner für die „Alternative für Deutschland“. Der Vorstandssprecher des Essener AfD hat mit dem Rechtsruck kein Problem. Im Gegenteil.

Ist die „Alternative für Deutschland“ (AfD) ein politisches Sammelbecken für Rechtspopulisten? In Essen werden die Euro-Kritiker diesem zweifelhaften Ruf offenkundig gerecht. Denn sechs ihrer Kandidaten, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai für die AfD ins Rennen gehen, traten beim Urnengang vor fünf Jahren noch für „Die Republikaner“ an. Darunter ist auch Ratsherr Günter Weiß, der „Die Republikaner“ von 1999 an bis zu seinem Parteiaustritt im Oktober vergangenen Jahres im Stadtparlament vertreten hat.

Erhöhte Aufmerksamkeit ist der „Alternative für Deutschland“ sicher, seit sie 2013 mit 4,7 Prozent der Stimmen den Einzug in den Bundestag nur denkbar knapp verpasst hat. Seitdem sieht sich die Partei immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, sie fische am rechten Rand. Marco Trauten, 48-jähriger Vorstandssprecher des Essener AfD-Stadtverbandes, spricht von gezielter Stimmungsmache linksradikaler Autonomen. „Das ist Diffamierung, eindeutig.“ Seine Partei verortet der Raumausstattermeister aus Werden in der politischen Mitte, „dort, wo früher CDU und SPD standen“.

Dass sein Stadtverband Kritikern durch die Kandidatur abtrünniger Republikaner in die Hände spielt, ficht Trauten nicht an. „Es sind ja keine Parteimitglieder.“ Warum ihm dies wichtig ist, lässt der AfD-Mann offen. „Wir haben keine Bedenken“, sagt Trauten über die Mitstreiter vom rechten Rand. Im Gegenteil. Von der Erfahrung eines Günter Weiß etwa könne eine junge Partei wie die AfD nur profitieren.

DemokratieIn der ausklingenden Ratsperiode war Weiß, der sein Mandat nach dem Austritt bei den Republikanern behalten hat, nicht weiter aufgefallen. Für die AfD tritt er als Direktkandidat in Freisenbruch an. Nach Auskunft des Wahlamtes ist er allerdings nicht über die Reserveliste abgesichert.

AfD strebt drei Mandate an

Bei der Kommunalwahl strebt die AfD laut Marco Trauten mindestens drei Mandate an. Das würde genügen für den Fraktionsstatus. Mit einem sieben Punkte zählenden Kommunalwahlprogramm, das nur ein Anfang sein soll, will der Essener Stadtverband genügend Stimmen sammeln. Die AfD präsentiert sich darin als Interessenvertreterin kleiner und mittelständischer Betriebe und fällt mit dem strengen Ruf nach „Recht und Ordnung auf, indem sie mehr Polizeipräsenz in „Problemvierteln“ und „eine schnelle Abschiebung von ausländischen Straftätern“ fordert.

Menschen mit Migrationshintergrund dürften sich nicht „in ihren Kulturkreisen und Stadtteilen mit ihren Traditionen und Wurzeln“ abschotten, heißt es da. Auf dieser Klaviatur spielen Parteien am rechten Rand.