Essen. Durchwachsene Halbzeitbilanz am Ausbildungsmarkt: Essener Unternehmen bilden zwar mehr aus. Aber die Ausbildungsplätze reichen noch immer nicht aus, um allen Jugendlichen ein Angebot machen zu können. Viele von ihnen sind in der Warteschleife.
Es ist Halbzeit im Ausbildungsjahr 2013/2014. Und für viele Schulabgänger geht es dieser Tage wieder um die Wurst - nämlich um die entscheidende Frage, ob sie ihren Wunsch-Ausbildungsplatz ergattern können. Die gute Nachricht vorweg: Nach Angaben der Arbeitsagentur haben die Essener Unternehmen bis dato mehr Ausbildungsstellen gemeldet als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Die schlechte Nachricht: Sie reichen rein rechnerisch wieder nicht aus, um alle Bewerber mit einer Lehrstelle zu versorgen.
Der Appell, den die Arbeitsagentur an die Unternehmer richtet, ist deshalb auch dieses Jahr wieder der Gleiche: „Die betriebliche Ausbildung ist der wichtigste Schlüssel, um mittelfristig gut ausgebildete Fachkräfte zu haben. Die demografische Entwicklung der kommenden Jahre wird den Wettbewerb um ausbildungsinteressierte Jugendliche weiter forcieren“, erklärte Rolf Heiber, verantwortlich für das operative Geschäft in der Arbeitsagentur.
Seinen Angaben nach zählte die Behörde in ihrem Stellenportal seit Oktober 2013 fast 2600 neue Ausbildungsstellen, die Essener Unternehmen bei ihr meldeten. Das sei ein Plus von sechs Prozent. Hinzu kamen 153 außerbetriebliche Lehrstellen, so dass sich das Angebot auf rund 2750 summiert. Demgegenüber suchten jedoch über 3000 junge Menschen eine Lehrstelle über die Arbeitsagentur. Das ergibt eine rechnerische Lücke von 250.
Bislang alles nur ein Trend
Heiber warnte jedoch vor vorschnellen Schlüssen: „Das ist momentan nur ein Trend“. Viele Schulabgänger würden sich auch für eine weiterführende Laufbahn am Berufskolleg entscheiden oder doch ein Studium wählen. Außerdem würden sich noch Firmen kurzfristig entscheiden auszubilden. Schon Mitte März hatten sich die Zahlen nahezu eingependelt. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch rund 1850 freie Lehrstellen und ebenso viele junge Menschen, die noch suchten.
Größtes Problem des Essener Ausbildungsmarktes ist die steigende Zahl so genannter Altbewerber, also derjenigen, die sich schon mehr als einmal um eine Lehrstelle bemühten. Der Anteil dieser „Bugwelle“ liegt mittlerweile bei 43 Prozent und ist im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte gestiegen. Die Arbeitsagentur sieht als einen Grund dafür den doppelten Abi-Jahrgang im vergangenen Jahr. Einige Schulabgänger, die nichts Passendes gefunden hatten, überbrückten das Jahr und tauchen jetzt wieder als Bewerber auf.
IHK gibt sich zurückhaltend
Während die Handwerkskammer Düsseldorf, zu der auch das Essener Handwerk gehört, am Dienstag steigende Ausbildungszahlen meldete, gab man sich bei der Industrie- und Handelskammer Essen (IHK) eher zurückhaltend. „Die Zahlen schwanken ständig. Wir vermuten, dass wir derzeit bei den neuen Lehrstellen etwa plus minus Null zum Vorjahr liegen“, sagte der zuständige IHK-Geschäftsführer Hans Michaelsen.