Essen. Der doppelte Abiturjahrgang hat den Essener Lehrstellenmarkt kaum beeinflusst. Die Arbeitsagentur meldet weiterhin zahlreiche freie Stellen - die IHK berichtet: Momentan seien nur 70 Prozent aller Arbeitsplätze vergeben. Anders sieht es bei den Hochschulen aus: Dort werden Rekordzahlen gemeldet.
Noch immer befinden sich viele Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Umgekehrt melden sowohl die Essener Arbeitsagentur als auch die Industrie- und Handelskammer zahlreiche freie Stellen. Wer bislang unversorgt ist, hat also gute Chancen, denn noch befindet sich der Arbeitsmarkt in Bewegung.
Das bestätigt auch Hans-Jürgen Guß, stellvertretender Geschäftsführer der IHK zu Essen für den Bereich Aus- und Weiterbildung. „Momentan sind erst 70 Prozent der Ausbildungsstellen vergeben. Gerade im Einzelhandel wird noch kräftig nach Azubis gesucht. Sehr gute Möglichkeiten gibt es auch im Dienstleistungssektor oder in den kaufmännischen Querschnittsberufen.“
Abiturienten sind gefragt
In der kommenden Woche verschicken die Hochschulen ihre Ablehnungsbescheide – viele junge Erwachsene werden sich dann wohl umorientieren müssen – offensichtlich sehr zur Freude zahlreicher Unternehmen. „Genau auf dieses Klientel warten bislang viele Arbeitgeber. Abiturienten sind überall sehr gefragt“, so Guß, der ergänzt, dass der doppelte Abiturjahrgang zumindest auf den Lehrstellenmarkt kaum Auswirkungen hatte. Ein anderes Bild zeichnete sich schon seit Monaten an den Universitäten ab. Die Hochschulen vermelden Rekordbewerberzahlen und haben häufig Schwierigkeiten dem Ansturm Herr zu werden.
Viele Studienbewerber haben sich daher Alternativen überlegt – „dazu zählt natürlich auch die Berufsausbildung“, erklärt Heike Börries, Sprecherin der Arbeitsagentur Essen. Auch ein großer Teil der angehenden Azubis hat sich mehrfach beworben – da man aber letztendlich nur eine Stelle antreten kann, werden momentan täglich Plätze freie Stellen gemeldet und das – so Börries – auch gerade in sehr gefragten Berufen und Betrieben.
Speed-Dating mit dem Arbeitgeber
Die IHK wird in der kommenden Woche mit dem Ausbildungsendspurt beginnen und rund 4000 regionale Unternehmen anschreiben, sagt Heinz-Jürgen Guß. „Wir werden die Firmen bitten, uns freie Stellen zu nennen und erfragen, welche besonderen Angebote für Abiturienten gemacht werden können. Nach Möglichkeit organisieren wir ein Speed-Dating, bei dem sich Arbeitgeber und potenzielle Bewerber zu einem ersten Treffen zusammenfinden.“ Interessenten wird geraten, sich bei der Arbeitsagentur zu melden und das Gespräch mit einem der 22 Berufsberater zu suchen. Agentur-Sprecherin Börries: „Zeugnisse wären gut, aber im Grunde braucht man einfach nur vorbeizukommen.“