Essen. Die Stadt Essen, Arbeitsagentur und soziale Träger arbeiten am Aufbau einer Jugendberufsagentur. Jungen Menschen sollen so weite Behördenwege erspart werden. Denn bislang gibt es viele Stellen, die sich um die Jugendlichen kümmern. Das Ziel: bessere Betreuung im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit.
Bislang gibt es in Essen viele Anlaufstellen, die sich um die Arbeitsvermittlung und Betreuung Jugendlicher kümmern. Der Einzelne kann in diesem Dschungel der Zuständigkeiten durchaus die Übersicht verlieren und möglicherweise erst gar keine Hilfe annehmen.
Verschärft hat sich das Problem mit den Hartz-Gesetzen, aber auch seit die Stadt Essen das Jobcenter in eigene Regie übernommen hat. Seither ist die Stadt für die Vermittlung von Jugendlichen, die in Hartz-IV-Haushalten leben, zuständig. Die Arbeitsagentur kümmert sich um die „restlichen“ Jugendlichen und bietet darüber hinaus die Berufsberatung für alle an. Beide Ämter werben bei den Unternehmen zudem getrennt um Ausbildungsplätze, und führen diese wieder in einem Pool zusammen.
Jugendamt und soziale Einrichtungen sollen eingebunden werden
Um dieses Nebeneinander zu beenden und den Jugendlichen weite Wege zu ersparen, wollen die Stadt und die Arbeitsagentur künftig die Betreuung in einer neuen Jugendberufsagentur bündeln. Heißt: Die Jugendlichen werden dann nur noch eine Anlaufstelle haben, wenn sie beispielsweise eine Lehrstelle suchen. Auch das Jugendamt und soziale Einrichtungen sollen mit ins Boot. Das Ziel ist klar: Schnellere Wege aus der hohen Jugendarbeitslosigkeit zu finden.
Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit
Derzeit gibt es allein beim Jobcenter 2700 arbeitslos gemeldete Jugendliche unter 25 Jahren. Dazu kommen knapp 7000 Schüler, die in Hartz-IV-Haushalten leben, und bei denen es darum gehen soll, dass sie aus der Hartz-IV-Karriere ihrer Eltern herauskommen.
Wichtiges Projekt, um die Schüler schon früh auf den Beruf vorzubereiten, ist das Landesprojekt „Kein Abschluss ohne Anschluss“, das Schüler aller Schulformen ab Klasse 8 ins Berufsleben begleiten soll. Es startet dieses Jahr in Essen.
„Wir brauchen eine warme Übergabe des Jugendlichen, sonst geht er uns von der Fahne“, bekräftigte Torsten Withake, Chef der Arbeitsagentur. Am Freitag findet dazu auf Initiative von Sozialdezernent Peter Renzel erstmals ein Werkstatt-Treffen statt. Als Vorbild könnte ein ähnliches Modell aus Düsseldorf dienen, das es schon länger gibt. Im dortigen Jugend-Job-Center finden junge Leute in einem Haus alle Ansprechpartner und können beispielsweise nach der Berufsberatung gleich zum Ausbildungsplatz-Vermittler gehen. Dennoch wird es noch eine Weile dauern, bis es eine solche Einrichtung in der Stadt geben wird. Renzel geht von mindestens einem Jahr Vorbereitungszeit aus: „Wir müssen eine eigene, eine Essener Lösung finden.“
Unternehmen sorgen sich um Fachkräfte
Die Wirtschaft dringt schon länger auf Lösungen. Die Unternehmen sorgen sich um die Fachkräfte von morgen. Sie beklagen zum Beispiel, dass viele Jugendliche nach der Schule nicht reif für eine Ausbildung sind.
Ulrich Meier von der Kreishandwerkerschaft fordert beispielsweise, dass junge Menschen ohne Abschluss nach der Schule nicht einfach durch das Raster fallen dürfen. Denn möglicherweise schlagen sie als Ungelernte und Hartz-IV-Empfänger wieder beim Jobcenter auf. Und dort weiß man: Ohne Schulabschluss wird es immer schwerer, eine Arbeit zu finden.