Essen. Der Lesebuchkreis Altenessen sichtet und sichert historische Dokumente aus Familien und dem Stadtteil. Daraus entstehen ein Kalender und Broschüren.

„Meinen Großvater habe ich auf einem Foto im Altenessener Kalender entdeckt, den mein Bruder regelmäßig kauft. Jetzt mache ich beim Lesebuchkreis mit.“ Harald Junior wollte wissen, wie das Bild aus dem Militärlager in Bad Kreuznach in den Kalender kam. Es zeigt die Altenessener Soldaten Th. Ostermann und F. Rosenbach. Letzterer war der Großvater Juniors, der andere der Großvater von Maria Werder. Sie brachte das Bild zum Lesebuchkreis Altenessen mit. Über das Foto von 1914 haben sich die Enkel der abgelichteten Soldaten und ehemaligen Nachbarn kennengelernt – und die Altenessener Geschichtsforscher Zuwachs bekommen.

„Wir haben dazu kein neues Gegenstück, wie wir normalerweise unseren Altenessener Kalender gestalten. Ein historisches Foto steht stets der neuen Ansicht gegenüber, um Veränderungen in der Nachbarschaft zu zeigen“, beschreibt Christoph Wilmer, der Vorsitzende der Gruppe. Frauen und Männer aus den verschiedenen Berufen – vor allem Pensionäre mit mehr Zeit – erforschen die Geschichte Altenessens, ergründen Quellen für Familien-, Firmen- oder Ortschroniken. Klar, dass sie bereits die Spuren der Eingemeindung der ehemaligen Bürgermeisterei aufgenommen haben. 1915 schluckte Essen den nördlichen Nachbarn. „Zur 100-jährigen Wiederkehr des Ereignisses möchten wir eine tabellarische Chronik erstellen – als Broschüre mit Bildern und für unser Archiv“, erläutert Wilmer.

„Der Schrecken aller Archivare“

Andere würden gern die Altenessener Kneipengeschichte aufschreiben: „An vielen Kreuzungen gab es drei Gasthäuser. Aber das ist ein weites Feld“, schwelgen Bruno Färber und Heinrich Steinbrecher von der großen Zapfhahnfülle. „Einige Kartons erhalten wir auch von Familien. „Dann beginnt spannendes Puzzlen, wie und in welche Zeit die Stücke einzuordnen sind“, erklärt Brigitte Färber. Sie hat viele Dokumente und Fotos bereits auf ihrem tragbaren Computer gespeichert. Manchmal dauert es auch Jahre, bis wir alles korrekt erfasst haben“, fügt Wiltrud Wirtz hinzu.

Viel Quellenauswertung betreibt Gisela Pilz: „Sie ist der Schrecken aller Archivare“, sagen die Mitglieder des Lesebuchkreises Altenessen anerkennend. „Die Leute helfen mir immer gern und Zeit zum Stöbern geben sie mir ebenfalls genug“, betont Gisela Pilz. Sie beschwert sich nicht über die eingeschränkten Öffnungszeiten des Stadtarchivs.