Essen. . Mit viel politischem Einsatz kaschieren die Linken, dass es bei ihnen drunter und drüber geht. Die Rats-Nominierung am Wochenende könnte zum Show-Down werden.

Wenn Sie ein wirklich gemütliches Restaurant suchen, dann sind Sie bei der Sternquelle richtig – so jedenfalls steht es auf der Internetseite der Gaststätte im Südviertel, und man ist versucht zu sagen: ...äh... ausgenommen an diesem Wochenende.

Denn da könnte es ziemlich ungemütlich zugehen in der Schäferstraße 17, wenn die Linkspartei ihre Kandidatenschar für die bevorstehende Kommunalwahl im Mai nominiert. Rote hüben gegen Rote drüben, Genossen, die einander – politisch wie persönlich – offenbar über haben, was man im Ratsalltag nur deshalb eher selten spürt, weil die Kombattanten auf allen Seiten ihre Animositäten mit viel Einsatz und Öffentlichkeitsarbeit zu kaschieren verstehen.

Der Graben ist tief

Aber das zählt nicht viel, wenn es um die simple Frage geht, wer die Linke in der nächsten Ratsperiode vertreten soll. Denn an Personen macht sich der interne Streit fest: Hier die Ratsmitglieder Gabriele Giesecke und Wolfgang Freye, dort Janina Herff, Claudia Jetter und Hans Peter Leymann-Kurtz. Dass Letzterer sich aus privaten Gründen aus der ersten Ratsreihe zurückziehen wird, ist keineswegs Garant für eine Befriedung, denn der Graben ist tief ausgehoben, nur erklären kann ihn keiner. „Schuld sind immer die anderen“, sagt achselzuckend ein Vertreter der einen Seite. „Es gibt Leute, die keine Götter neben sich dulden“, mokieren sich die anderen. Es geht, mindestens zu 50 Prozent, um persönliche Chemie, aber auch um den Umgang miteinander, um unabgesprochene politische Vorstöße, um mehr Pragmatismus versus pure Ideologie.

Es geht aber auch um Mauschelei mit Posten, um Führungsstil und ein Politikverständnis, das manchen gegen den Strich geht – sagen die anderen.

Manche sehen schwarz, andere rot

Weil aber die öffentliche Debatte nur verbrannte Erde hinterlassen würde, bleibt man im Wesentlichen diskret und nichtöffentlich und verlegt sich darauf, die Truppen für die „Entscheidungsschlacht“ zu sortieren: Verdächtig viele Eintritte auf beiden Seiten gab es in letzter Zeit, mit monatelang im Voraus bezahlten Mitgliedsbeiträgen, es gab den Vorstoß, die Eintritte in Frage zu stellen, es gab einen Rücktritt von Teilen des Vorstands – und den heftig umkämpften Versuch, den Termin für die Ratsnominierung zu verlegen. Die Entscheidung fiel 42:41 aus, das sagt eigentlich alles.

Zwei Tage mit insgesamt nicht weniger als 13 Stunden Debatte netto haben sich die Linken am Samstag und Sonntag in der Sternquelle reserviert, aber vielleicht sind die Stimmverhältnisse ja schon früh klar, dann nämlich, wenn es darum geht zu entscheiden, mit welcher Frontfrau man in den Ratswahlkampf zieht – Janina Herff oder Gabriele Giesecke.

Und es wird um die Frage gehen, ob die stärkere Gruppe dann „durchzieht“. Manche sehen jetzt schon schwarz, manche rot. Ein letzter Vermittlungsversuch scheint im Gange. Scheitert er, gibt’s einen linken Haken. Fragt sich bloß, für wen.