Essen. Das Ifo-Institut wehrt sich gegen den Vorwurf, es habe die Arbeitsplatz-Effekte der Messe übertrieben dargestellt. Zwei Jahre seien intensiv Daten erhoben worden, ohne jeden Einfluss der Messe. Scharfe Kritik an den Grünen und dem Gegengutachter übt auch IGR-Chef Rolf Krane.

Das renommierte Ifo-Institut hat die Unterstellung der Grünen zurückgewiesen, es habe der Messe Essen ein Gutachten geschrieben, das deren Arbeitsplatz-Effekte übertreibe. Man habe mit „anerkannten Untersuchungsmethoden die zusätzlichen wirtschaftlichen Effekte für Essen“ ermittelt, die durch den Messebetrieb entstünden, schreibt der Autor der Studie, der Volkswirt Horst Penzkofer. Die Zahl von rund 3500 Vollzeit-Arbeitsplätzen, die die Messe direkt oder indirekt in Essen sichere, sei eher konservativ gerechnet. So habe man nicht untersuchen können, „in welchem Umfang sich bedingt durch die Messe bestimmte Dienstleistungsfirmen (z.B. Messestandbauer) in Essen angesiedelt haben“, so Penzkofer.

Dem indirekt erhobenen Vorwurf eines „Gefälligkeitsgutachtens“ widerspreche er entschieden. Das Ifo-Institut habe zwei Jahre lang Daten erhoben, um repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Details wie die Art der Fragestellung bei Messe-Besuchern und Ausstellern sei allein Sache des Instituts gewesen. „Es gab keine Einflussnahme durch die Messe Essen“, so Penzkofer.

Überprüfung des Ifo-Gutachtens bestellt

Die Grünen hatten bei einem Professor aus Chemnitz, Friedrich Thießen, eine Überprüfung des Ifo-Gutachtens bestellt. Dieser kommt zu dem Ergebnis, die Ifo-Zahlen seien „weder nachvollziehbar noch plausibel“ und übt Methodenkritik. Rolf Krane, Vorsitzender der IG Rüttenscheid, liest dieses Gegengutachten allerdings ganz anders: „Es bezeichnet die Ifo-Ergebnisse an keiner Stelle als falsch. Bei genauer Betrachtung könnten es auch viel mehr Arbeitsplätze sein, die die Messe sichert.“

Thießens Anmerkung, die Ifo-Studie reiche nicht aus, um eine Investition zu planen, sei richtig. „Dafür ist sie im Jahr 2008 aber gar nicht erstellt worden.“ Gerade die aufwändigen Variantenvergleiche mit Kosten-Nutzen-Rechnungen, die der Professor empfehle, hätten vor der Entscheidung zur Messe-Modernisierung vorgelegen. „Vielleicht hätten die Grünen ihn besser informieren sollen“, spottet Krane.

123 Millionen Euro für die Messe

Die Feststellung, die 123 Millionen Euro für die Messe würden auch woanders Arbeitsplätze schaffen, sei zwar theoretisch richtig, „lässt aber außer Acht, dass die Stadt das Geld für andere Zwecke nicht bekommt und bis 2032 wegen der Crossboarder-Leasing-Verträge die Messe betreiben muss“, so Krane. Graue Theorie sei auch die Vermutung, ohne Messe entstünden die Job-Effekte woanders. „Anzunehmen, die Essener Hotels etwa wären eben mit anderen Gästen belegt, wenn es die Messe nicht gäbe, ist für jeden erkennbar illusorisch.“

Kranes Fazit: Ohne eigene Datengrundlage oder neue Zahlen vorzulegen werde „krampfhaft versucht, Mängel an einer Studie zu finden, die für den angenommenen Zweck gar nicht erstellt wurde.“