Essen. Oliver P. Kuhrt, ab 1. Januar neuer Geschäftsführer der Messe Essen, wirbt um Vertrauen für den Weg des Unternehmens und die Zustimmung der Essener beim Bürgerentscheid am 19. Januar. Schon jetzt schade die Debatte.
Der designierte neue Geschäftsführer der Messe Essen, Oliver P. Kuhrt, hat seinen Antrittsbesuch in der WAZ-Redaktion für ein eindringliches Plädoyer zugunsten der umstrittenen Messe-Ertüchtigung genutzt. Der 50-Jährige bezeichnete die 123-Millionen-Euro-Investition in Teilabriss und -neubau als alternativlos. Der Tag des Bürgerentscheides am 19. Januar sei deshalb ein „Schicksalstag“ für den Messestandort Essen.
Oliver P. Kuhrt tritt am 1. Januar die Nachfolge von Frank Thorwirth als Messe-Chef an. Die auch hitzig geführte Diskussion um das Für und Wider eines Teilneubaus verfolgt er noch „aus der zweiten Reihe“. Der Bürgerentscheid trifft Kuhrt nach eigenen Worten nicht unvorbereitet; dass die Initiatoren Bürgerbegehren die notwendige Zahl an Stimmen zusammen tragen würde, habe sich bereits abgezeichnet, als der Messe-Aufsichtsrat sich im September für ihn als künftigen Messe-Geschäftsführer entschied. Gleichwohl zeigt sich Kuhrt überrascht davon, mit welcher Härte die Auseinandersetzung um die Zukunft der Messe geführt wird. „Das ist schon ein dickes Brett.“
Messe hat Wachstumspotential
Dass die Debatte der Messe nicht zum Vorteil gereicht, dessen ist Kuhrt sich sicher. „Dieser Prozess tut der Messe Essen sehr weh.“ Denn wer glaube, die Debatte bliebe innerhalb der Stadtgrenzen, liegt nach Kuhrts Worten falsch. Das Gegenteil sei der Fall. Konkurrierende Messen und Aussteller verfolgten sehr genau, was sich da gerade in Essen tut. Dies werde leider viel zu häufig unterschätzt, formuliert Kurth unmissverständliche Kritik an die Adresse jener, die den vom Rat mit breiter Mehrheit beschlossenen Weg nicht mitgehen wollen.
MesseDie Messe Essen sieht Kuhrt seit Jahren in einer Verteidigungshaltung. „Wir stehen wie eine Fußballmannschaft tief hinten drin und kommen nicht mal aus dem eigenen Strafraum.“ Die geplante Ertüchtigung würde die Messe seiner Überzeugung nach hingegen in die Lage versetzen, wieder offensiv zu werden. Die Messe habe das Potenzial zu wachsen.
Kleinere Spezialmessen
Kuhrt denkt dabei nicht an „Universalmessen“, deren Zeit sei vorbei, sondern kleinere Spezialmessen wie sie beispielsweise zahlreich aus der Hannovermesse hervorgegangen seien. Die Rahmenbedingungen in Essen seien durch die Nähe zum Grugapark und die Lage im Herzen von Rüttenscheid viel besser als die an anderen Messestandorten. Überhaupt sollten Stadt und Messe sich viel selbstbewusster zeigen, empfiehlt Kuhrt.
Dass es am 19. Januar aus Sicht der Messe auch schief gehen könnte - auch diese Möglichkeit kalkuliert er sehr wohl ein. „Wir werden die Köpfe nicht in den Sand stecken.“ Für die Messe aber würden schwere Zeit anbrechen.