Essen. Hoteliers und Gastronomen fürchten um Umsätze, Arbeitsplätze und das Image der Stadt, sollte die Ertüchtigung der Messe Essen ausbleiben. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband kündigte einen massiven Straßenwahlkampf für den Januar an.
Es ist das erste einer ganzen Reihe zu erwartender Sperrfeuer gegen den Messe-Bürgerentscheid: Hoteliers und Gastronomen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein (Dehoga) haben sich in Stellung gebracht und schwere Interessens-Geschütze aufgefahren. Ohne eine Messeertüchtigung, so die Botschaft, drohten der Branche drastische Umsatzeinbußen. „300.000 bis 400.000 Übernachtungen pro Jahr stehen auf dem Spiel“, sagte Dehoga-Geschäftsführer Thomas Kolaric.
Es seien durchaus „Argumente der Angst“: Doch die Essener Gastronomie und Hotellerie werde sich „nachteilig verändern“, auch die Essener Peripherie und rund 9000 Menschen – Mitarbeiter in der Gastronomie, in Hotels, in Küchen, in Restaurants –, deren Familien und etwa 15.000 Aushilfskräfte seien von den möglichen Auswirkungen betroffen, sollte der Bürgerentscheid am 19. Januar die geplante 123 Millionen-Investition unmöglich machen. Denn ohne die sei die Messe Essen auf Sicht nicht konkurrenzfähig.
Nach Kolarics Rechnung lässt jeder Gast im Schnitt 170 Euro pro Tag in der Stadt, was einen Umsatz von rund 360 Millionen Euro ausmache. Ein Verzicht auf die Erweiterung ginge weiter zu Lasten der Hoteliers, die durch bereits abgewanderte Messen wie zum Beispiel die „Fibo“ bereits deutliche Umsatzeinbrüche hatten hinnehmen müssen. Das habe ein Loch in die Bücher gerissen.
"Es geht auch ums Image der Stadt"
„Ein Viertel der Tage im Jahr ist geprägt durch das Messegeschäft“, sagt Roland Ohlberger, Sheraton-Manager. Es gehe aber nicht nur um Umsätze, sondern auch ums Image der Stadt: Die Geschäftsreisenden seien wichtige Multiplikatoren.
Zusammen mit rund 100 Organisationen will sich der Dehoga am 10. und 17. Januar „massiv in den Straßenwahlkampf einbringen, um die Bürger zu informieren, was auf dem Spiel steht“. Wie die NRZ berichtete, hatte der Verband seine 450 Essener Mitglieder mit der Bitte angeschrieben, die geplanten Aktionen mit Plakaten und Flyern finanziell zu unterstützen. Man habe darauf „eine zufriedenstellende bis gute Resonanz bekommen“, sagte Kolaric.
Der Dehoga hoffe, dass sich ein Großteil der Essener für die Messe ausspreche. Sie sei wichtig für das Image der Stadt, meint Stefan Weber, Inhaber des Webers im Ruhrturm: „Ohne Messe sind wir eine Provinzstadt.“ Die Hoteliers verbinden mit einer Ertüchtigung der Messe auch einen Aufschwung für den Kongress-Standort Essen. Marion Hagemeier vom Atlantic Hotel merkt, „wie das beispielsweise im Bereich der Medizin gerade anläuft. Die Stadt bekommt Gäste, die Essen nicht auf dem Schirm hatten.“