Essen. Fast drei Monate nach dem tödlichen Familiendrama in Essen-Frohnhausen ist der mutmaßliche Schütze Cemil G. offenbar bei einer Passkontrolle in der Türkei gefasst worden. Das berichten türkische Medien übereinstimmend. Der 50-Jährige war nach der Tat über den Amsterdamer Flughafen Schiphol geflohen.

Fast drei Monate nach dem tödlichen Familiendrama von Essen-Frohnhausen ist der Hauptverdächtige Cemil G. offenbar in der Türkei gefasst worden. Das berichteten am Mittwochabend übereinstimmend die türkische Nachrichtenagentur Cihan und das Nachrichtenportal timeturk.com. Demnach wurde Cemil G. bei einer Passkontrolle im Dorf Sarp an der Grenze zu Georgien festgenommen und verhaftet.

Später veröffentlichte auch die auflagenstärkste türkische Zeitung, Zaman, die Agenturmeldung, ebenfalls mit sachlicher Überschrift: "Der türkische Mann, der in D. seine Frau ermorderte, wurde mit einem gefälschten Pass gefasst, als er nach Georgien fliehen wollte". Weder die Essener Polizei noch das Bundeskriminalamt, die gemeinsam nach G. fahnden, konnten die Meldung bislang bestätigen. Die deutschen Behörden beschäftigt auch, warum der Gesuchte verhaftet wurde: Denn der EU-weit geltende Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Essen greift in der Türkei nicht.

Tödliche Schüsse in Essen-Frohnhausen

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    Nach den Berichten der türkischen Medien wollte G. in dem Ort am Schwarzen Meer mit einem gefälschten Pass nach Georgien ausreisen: Er habe sich damit als "Mehmet Botkurt" ausgewiesen. Als die Grenzpolizisten den Schwindel bemerkten, wollte der Essener ihnen weismachen, er sei auch tschechischer Staatsbürger. Daraufhin seien die Grenzschützer auf die Interpol-Fahndung gestoßen.

    Mutmaßlicher Täter sitzt in Hopa in Untersuchungshaft

    Nun sitzt der mutmaßliche Täter im Nordosten der Türkei, in Hopa, in Untersuchungshaft. Die Türkei liefert eigene Staatsbürger nicht aus. Der mutmaßliche Todesschütze könnte also vor ein türkisches Gericht gestellt werden.

    G. steht im Verdacht, am Abend des 15. August seine 19-jährige Tochter an der Busehofstraße erschossen und seine 45-jährige Ehefrau mit Schüssen lebensgefährlich verletzt zu haben. Er flüchtete offenbar zunächst mit einem Taxi zum Amsterdamer Flughafen Schiphol. Im Oktober gab es Hinweise, G. sei im türkischen Teil der Mittelmeerinsel Zypern gesehen worden. Vor der Eskalation des Streits war es in der Familie, der zwei weitere Töchter angehören, mehrfach zu Gewaltausbrüchen gekommen. Gegen den Familienvater war deshalb ein Hausverbot verhängt worden. (sat/pw/abe)