Essen. Bei den Schüssen, durch die eine 19-Jährige getötet und eine 45-Jährige zunächst lebensgefährlich verletzt worden sind, handelte es sich nach Angaben der Polizei um eine „ganz gezielte Tat“. Der mutmaßliche Todesschütze vom Familiendrama in Frohnhausen ist weiter flüchtig. Die Polizei vermutet ihn noch in Holland.

Nach dem Familiendrama mit tödlichem Ausgang, das sich vor zwei Wochen in Frohnhausen abgespielt hat, vermutet die Essener Polizei den flüchtigen mutmaßlichen Schützen Cemil Gündüz weiter im Großraum Amsterdam. Nach der Bluttat, soviel wussten die Ermittler schon, hatte sich der türkische Staatsbürger mit einem Essener Taxi zum Flughafen Schiphol bringen lassen. Dort verliert sich die Spur des 50-Jährigen - bis jetzt.

„Ganz gezielte Tat“

Offenbar hat es sich bei den Schüssen an der Busehofstraße am Abend des 14. Augusts, durch die Gündüz’ 45-jährige Ehefrau lebensgefährlich verletzt und seine 19-Jährige Tochter getötet worden waren, nicht um eine Kurzschluss-Handlung, sondern um eine „ganz gezielte Tat“ gehandelt, sagt der Essener Polizeisprecher Peter Elke. Gündüz habe „sehr gezielt auf beide Frauen geschossen“. Mehrere Kugeln trafen zunächst die 19-jährige Tochter, dann soll der mutmaßliche Schütze auf seine Frau angelegt und auch sie mehrfach getroffen haben. Dabei hätte nach Angaben der Polizei jeder einzelne Schuss für sich schon tödlich sein können.

Die Bilder zeigen den Tatverdächtigen Cemil Gündüz. Mit der linken Aufnahme suchten die Ermittler kurz nach den Schüssen in Frohnhausen nach dem 50-Jährigen. Die Polizei geht davon aus, dass das rechte Foto, das auch das Bundeskriminalamt auf seiner Homepage eingestellt hat, ein aktuelleres des Flüchtigen ist.
Die Bilder zeigen den Tatverdächtigen Cemil Gündüz. Mit der linken Aufnahme suchten die Ermittler kurz nach den Schüssen in Frohnhausen nach dem 50-Jährigen. Die Polizei geht davon aus, dass das rechte Foto, das auch das Bundeskriminalamt auf seiner Homepage eingestellt hat, ein aktuelleres des Flüchtigen ist. © Polizei/BKA

Der Zustand der nach der Tat schwerstverletzten Ehefrau habe sich inzwischen deutlich gebessert, erklärt Elke. Die Polizei stehe in engem Kontakt zu der Frau - und auch mit den beiden weiteren Töchtern, die sich zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung aufgehalten haben. Die Schüsse haben nicht zuletzt das unmittelbare Umfeld der Familie sehr schockiert, sagt Elke: „Die Betroffenheit in der türkischen Community ist weiter groß.“ Etliche Zeugen und Hinweisgeber aus diesem Bereich haben sich deshalb nach der Tat an die Polizei gewandt.

„Seine Bilder sind durch alle Medien gegangen“

Den mutmaßlichen Schützen stuft die Polizei als „unberechenbar und gefährlich“ ein. Nicht nur, weil er weiter im Besitz seiner großkalibrigen Waffen sein dürfte. Gündüz ist der Polizei bekannt - und das seit Jahren. Der Wohnung und dem Haus seiner Familie durfte sich der 50-Jährige wegen mehrerer Fälle häuslicher Gewalt schon nicht mehr nähern. Auch im Gefängnis soll Gündüz schon gesessen haben - wegen diverser Gewaltdelikte. Zudem hat die Polizei aus dem persönlichen Umfeld Hinweise auf Alkohol- und Drogenmissbrauch erhalten. Der mutmaßliche Schütze war illegal im Besitz seiner Schusswaffe. Woher die stammt, wird eine zentrale Frage der polizeilichen Ermittlungen sein.

Gündüz wird mittlerweile mit einem Europäischen Haftbefehl international gesucht. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Auf seiner Homepage zu dem Fall veröffentlicht das Bundeskriminalamt auch Fahndungsaufrufe in türkischer und niederländischer Sprache. Dass der 50-Jährige versucht, nach Essen zurückzukehren, hält die Polizei für so gut wie ausgeschlossen. Zu groß wäre die Gefahr, erkannt zu werden: „Seine Bilder sind durch alle Medien gegangen“, sagt Elke, der deshalb auch glaubt, dass sich Gündüz seiner Festnahme nicht dauerhaft wird entziehen können: „Wir werden den irgendwann schnappen.“