Essen. Den wachsenden Aufgaben und Ansprüchen stünden beim Allbau auf Dauer zu knappe Einnahmen gegenüber, sagt Vorstand Dirk Miklikowski. An die Stadt geht der Appell, mehr Geld im städtischen Wohnungsunternehmen zu lassen.
Populär ist diese Forderung nicht gerade, das weiß auch Dirk Miklikowski. Dennoch hält der Vorstandsvorsitzende der städtischen Wohnungsgesellschaft Allbau eine moderate Steigerung bei den Wohnungsmieten in Essen für unabdingbar. „Der Mietspiegel läuft den Realitäten hinterher“, sagte Miklikowski jüngst im WAZ-Gespräch über die Allbau-Geschäftsbilanz.
Die gesetzlich geforderten energetischen Modernisierungen könne auch ein gemeinnütziges Unternehmen nur stemmen, wenn die Finanzierung über entsprechende Miet-Einnahmen gesichert sei. Gleiches gelte für die allgemeine Hebung der Wohnqualität in Essen, die vielfach gefordert werde, aber eben auch ihren Preis habe.
Hier hat der Allbau in nächster Zeit noch einiges vor. Beim derzeitigen Renommierprojekt am Niederfeldsee in Altendorf sollen an einem der bislang unbebauten Ufer bis 2015 drei weitere neue Wohnhäuser mit jeweils zehn Wohnungen entstehen. „Das Grundstück gehört der Stadt, wir hoffen sehr, erneut zum Zuge zu kommen“, sagt Miklikowski. Gesetzt ist der Allbau ferner als Investor für die Fläche des früheren Berufskollegs Holsterhausen, wo neben Büros und Einzelhandel auch 150 überwiegend altengerechte Wohnungen vorgesehen sind.
Komplexe Ausschachtungsarbeiten im Kreuzeskirchviertel
„In aller Bescheidenheit: Wir haben einen guten Riecher für Trends auf dem Essener Wohnungsmarkt“, sagt Miklikowski. Im Univiertel habe man zu den Pionieren gehört und goldrichtig gelegen. Im Kreuzeskirchviertel hofft man auf ähnlichen Erfolg. Die Abrisse neben der Kirche sind fast beendet, im November beginnen die komplexen Ausschachtungsarbeiten: 17 Meter tief buddelt sich der Allbau in die Erde der Nordcity, um drei Tiefgaragen-Ebenen unterzubringen. Auch hier entstehen neben Büros viele Wohnungen.
„Das Investitionsklima in Essen ist derzeit gut“, schwärmt Miklikowski. Was fehlt, seien Grundstücke. Um Reserven zu mobilisieren, will der Allbau von „Mutter“ Stadt demnächst im Wege einer Kapitaleinlage rund 80 größere und kleinere Flächen im Stadtgebiet übernehmen, darunter beispielsweise ehemalige Schulgebäude, die sich für Wohnbebauung eignen. Hoffnung: Der Allbau ist vielleicht eher in der Lage, aus diesen Flächen etwas zu machen. Die Verhandlungen sind allerdings noch im Gang.
Pro Jahr 17 Millionen Euro an die Stadtkasse
Vergessen will Miklikowski dabei nicht den Bestand von 18.000 Wohnungen, „der unser Geschäftsmodell trägt“. Ständige Sanierungen seien da unabdingbar – und ausreichende Mieteinahmen. Womit sich der Kreis schließt. Zudem appelliert der Allbau-Chef dringend an die Stadt, die Gewinnentnahme wieder zu drosseln. „Wir können unsere Aufgaben für die Entwicklung Essens sonst nicht mehr lange in der jetzigen Breite wahrnehmen.“ Derzeit überweist der Allbau pro Jahr rund 17 Millionen Euro an die Stadtkasse – stolze 90 bis 95 Prozent des Ergebnisses.