Essen. Läuft die Neonazi-Dokumentation „Blut muss fließen“ doch noch nachträglich im Stadion Essen? Nachdem Störenfriede die Vorführung beim Fanprojekt von RWE am Mittwoch gestoppt haben, ist der Verein um Wiedergutmachung bemüht. Der durch selbst ernannte „Fans“ ausgelöste Vorfall schlägt weiter hohe Wellen.
Blut ist nicht geflossen, aber der Eklat ist da: Dass selbst ernannte "Fans" am Mittwochabend die Vorführung der der Neonazi-Dokumentation "Blut muss fließen" in den Räumen des Fanprojekts von Rot-Weiss Essen mit Gewaltandrohung stoppten, schlägt weiter hohe Wellen.
Im Verein selbst hat eine spontane Idee mittlerweile viele Unterstützer: Der Film könnte nachträglich im Stadion Essen, in größerem Rahmen, aufgeführt werden. "Wir hätten da Bock drauf", heißt es aus der Geschäftsstelle.
Gespräche mit der GVE und der Polizei
Unterstützung kommt bereits von Christian Hülsmann, dem RWE-Aufsichtsratsvorsitzenden. Er hat am Freitag mit dem Stadion-Eigentümer, der Grundstücksverwaltung Essen (GVE), gesprochen. Seitdem ist klar: "Wir wollen eine gemeinsame Veranstaltung organisieren.
"Möglichst zügig solle diese nun vorbereitet werden, möglichst breit soll dazu eingeladen werden. "Wir wollen deutlich Flagge zeigen, dass wir solche Vorkommnisse nicht dulden", sagt Hülsmann. Für die Aggressoren findet der Aufsichtsratsvorsitzende klare Worte: "Wir dürfen uns nicht von diesen Typen abdrängen lassen."
Allerdings müssten vor dem Zeigen des Films in den Vereins-Räumlichkeiten mit dem Eigentümer des Stadions Essen, der GVE, und auch mit der Polizei noch etliche Fragen geklärt werden - etwa wie es um die Sicherheit der Besucher bestellt wäre.
Der noch urlaubende Vereinsvorsitzende Michael Welling werde sich zudem am kommenden Mittwoch mit Vertretern des Veranstalters der ausgefallenen Vorstellung, des Bündnisses "Essen stellt sich quer", treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen, heißt es aus der Geschäftsstelle. Diskutiert werde im Verein auch, ob es im Rahmen des Heimspiels gegen den SV Lippstadt am Samstag eine symbolische Aktion, etwa eine Ansprache an die Fans oder ein Banner, geben sollte.
Anzeigen gegen die Störenfriede werden geprüft
Mit einer nachträglichen Ausstrahlung des Films in den eigenen Räumlichkeiten käme Rot-Weiss Essen einer am Donnerstag vom Bündnis erhobenen Forderung nach. Der Verein sei in der Pflicht, ein Zeichen zu setzen, sagt Max Adelmann von "Essen stellt sich quer". Unter den Mitgliedern des Bündnisses läuft derzeit eine interne Mail-Umfrage, ob gegen die Störenfriede vom Mittwochabend Anzeigen erstattet werden sollten, berichtet Adelmann. Nach dem Eklat standen Delikte wie Nötigung, Sachbeschädigung oder Bedrohung im Raum.
Die Polizei hat erst im Nachhinein von dem Vorfall erfahren, am Mittwoch war sie von den Veranstaltern nicht eingeschaltet worden. Allerdings prüfe die Behörde mittlerweile und versuche aufzuklären, sagt ein Polizeisprecher: "Wir wollen wissen, was da passiert ist." Schließlich handele es sich um einen Fall des "öffentlichen Interesses".
Sitzung mit Verein, Polizei, Politik und Arbeiterwohlfahrt
Als Träger des Fanprojekts von Rot-Weiss Essen hat inzwischen auch die Awo mit einer Stellungnahme reagiert: "Eine demokratische Gesellschaft kann eine solche Unterdrückung von Meinungsfreiheit nicht dulden", heißt es darin. Ein Vertreter der Awo kündigt ebenfalls für die kommende Woche ein Sitzung des Beirats des Fanprojekts an, in der Verein, Politik, Polizei und Arbeiterwohlfahrt den unrühmlichen Vorfall besprechen wollen: "Ziel ist eine breite und gemeinsame Vorgehensweise gegen Einschüchterungen und Gewaltdrohungen."
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Fast parallel zu der Zeit, als am Mittwoch "Blut muss fließen" beim Fanprojekt hätte gezeigt werden sollen, flimmerte die Neonazi-Doku in einem Hörsaal der Uni Duisburg-Essen über die Leinwand. Der veranstaltende Asta zeigt sich über die "rechten Hooligans", die die Vorführung in Stadion-Nähe torpedierten, erschüttert.
Regisseur Peter Ohlendorf berichtete der Studentenschaft nach dem Film, was sich zuvor beim Fanprojekt zugetragen hatte. Die zeigte sich nach Angaben des Asta "geschockt". An der Uni hatten 150 Studenten den Film gesehen, mit 50 war im Vorfeld gerechnet worden, die Vorführung musste in einen anderen Hörsaal verlegt werden. Beim Fanprojekt haben 20 junge Menschen den Film verpasst. In der nächsten Woche wird sich zeigen, ob sie das nachholen können. Mit möglichst vielen anderen.