Essen. . An einer geplanten Behelfseinrichtung für Asylbewerber in Essen-Frintrop hatten Anwohner ihrem Unmut mit einem Banner und vielen kleinen Transparenten Luft gemacht. Die Stadt hat nun das Banner und die sogenannte „Klagemauer“ entfernt - und damit den Verdruss einiger Bürger noch einmal vergrößert.
Das Transparent war weithin sichtbar, die Aussage heftig: „Stadt Essen hintergeht Frintroper Bürger.“ Es war quer über die Straße Im Neerfeld gespannt – von den Häusern empörter Anwohner bis zur Walter-Pleitgen-Schule, die ab November als Behelfseinrichtung für Asylbewerber genutzt werden soll. Nun hat die Stadt das Banner entfernen lassen und damit den Unmut einiger Anwohner noch einmal vergrößert.
„Am Samstag um 4.15 Uhr haben die das abgenommen“, sagt Wolfgang Röttges von der Bürgerinitiative gegen die Behelfsunterkunft. Nicht nur wegen der Uhrzeit spricht er von einer Nacht-und-Nebel-Aktion: „Es gilt das Recht auf freie Meinungsäußerung, darum haben wir Anzeige erstattet.“ Zudem sei nicht nur das Transparent verschwunden, sondern auch die Zettel, die die Bürgerinitiative an der Mauer der Pleitgen-Schule angebracht hatte. Röttges spricht von einer Klagemauer, auf der man den Schriftverkehr mit Behörden dokumentiert hatte. Aber nicht nur das: Da wird der Sozialdezernent aufgefordert, bei sich zu Hause eine Roma-Familie mit sieben Kindern aufzunehmen, da heißt es, jeder, der am Umbau der Schule beteiligt sei, mache sich „moralisch in höchstem Maße mitschuldig am Niedergang Frintrops“.
Auch rechte Parolen auf Zetteln
Etwas Polemik sei gestattet, findet Röttges; doch die Stadt, die die Zettel lange geduldet hatte, sah das nun anders. „Es standen dort teils rechtsgerichtete Parolen, über die sich auch Bürger bei uns beschwert haben, da haben wir reagiert“, sagt Stadtsprecherin Nicole Mause. Entfernt habe man auch mit bunten Bändern umwickelte Ziegelsteine, die auf der Mauer lagen: „Das war gefährlich: Man stelle sich vor ein Kind zieht am Band und der Stein fällt hinab. . .“ Wie das Entfernen des Banners begründet sei, konnte Mause am Montag nicht sagen, weil der verantwortliche Mitarbeiter nicht erreichbar war.
Ralf Oyen vom Runden Tisch Frintrop, der im Stadtteil vermittelnd tätig ist, bedauert die Eilaktion. „Wir hatten mit der Stadt vereinbart, dass wir erst gemeinsam mit Anwohnern die umgebaute Schule ansehen. Danach hätte die Bürgerinitiative vielleicht Einsicht gezeigt und die Zettel selbst abgehängt.“ Nun hoffe er, dass die Zusage zu der Ortsbegehung eingehalten werde. Sonst dürften sich noch jene bestätigt fühlen, die glauben, die Stadt hintergehe die Bürger.