Essen. Drei Wochen vor Ende der Sammelfrist zählt das Bürgerbegehren zum Neubau magere 9.000 Unterstützer. Um das Quorum zu schaffen, muss man sich nun arg ins Zeug legen.

Fußballspiele sind gut: ein dankbares Publikum. Da brauchen sie vor dem Stadiontor nicht viele Worte, raunen nur was von Messe-Neubau und 123 Millionen Euro, und die Unterschrift ist im Kasten. Auch in der Gruga finden sie oft ein offenes Ohr, auf Wochenmärkten oder in der Fußgängerzone dagegen weniger.

Das schlaucht. Und wer sich als Aktivposten auf der Suche nach Unterschriften zum Bürgerbegehren schon eine Stunde in den Bauch gestanden hat, überlegt drei Mal, ob er sich auf fünfminütige Diskussionen über das bundesdeutsche Messewesen an und für sich einlässt. Denn fünf Minuten pro Unterschrift, das bedeutet hochgerechnet: zwölf pro Stunde.

"Das kriegen wir hin"

Bei diesem Tempo aber würde es nicht reichen, denn sehr zum Erstaunen vieler Beobachter hat sich das vor drei Monaten gestartete Messe-Begehren als ausgesprochen zähe Angelegenheit erwiesen: Gerade mal gut 9.000 Unterschriften haben Grüne, Linke und ihre anderweitigen Helfer beisammen, rund 13.600 gültige müssen es am Ende sein. Und weil sich Dubletten und Spaß-Einträge nie ganz vermeiden lassen, gelten erst 15.000 als halbwegs beruhigende Marke. Macht also 6.000 Unterschriften in zweieinhalb Wochen, bis zum Ende der Sammelfrist am 29. Oktober.

„Das kriegen wir hin“, sagt Hiltrud Schmutzler-Jäger, die Fraktionschefin der Grünen im Rat, auch wenn sie aus dieser Aktion schon so manche Lehren gezogen hat. Etwa die, dass man allzu betulich startete: „Wir hätten von Anfang an volles Rohr einsteigen müssen“, und zwar mit deutlich mehr aktiven Sammlern.

"In den letzten Tagen läuft es super"

Stattdessen schimmerte hier und da der Gedanke an einen Selbstläufer durch, „und wenn das in den eigenen inneren Zirkeln so diskutiert wird, dann glaubt man das auch“, sagt Jörg Bütefür, Fraktionsgeschäftsführer der Linken im Rat, selbstkritisch.

Die Zulässigkeitshürde zu überspringen – 3 Prozent von ca. 455.000 Essenern, also etwa 13.650 – ist aber kein Spaziergang: „Das Thema war nicht in den Köpfen“, sagt Schmutzler-Jäger, dort haben es zigtausend Flugblätter erst platzieren müssen. Und vielleicht ist die Skepsis gegenüber dem Messe-Teilneubau für viele auch keine echte Herzenssache: Zwar werde der Sammeleinsatz oft belohnt, sagt Helmar Pless von den Grünen, „aber es gibt keine Mobilisierung à la Stuttgart 21, keinen der einem Listen aus der Hand reißt“.

Star Wars in der Messe Essen

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Stattdessen schimmert eine grundsätzliche Messe-Sympathie durch. Viele wollen sich zudem raushalten, weil sie sich – anders als im Rüttenscheider Straßenstreit – keine fundierte eigene Meinung zutrauen. Immerhin, „in den letzten Tagen läuft es super“, heißt es. Und Hauptsache, am Ende kommen alle verstreuten Sammellisten rechtzeitig zurück. Beim „Kulturgut“-Begehren gingen so 1.500 Unterschriften verloren.