Essen. . Drei Wochen vor Ablauf der Frist für das Bürgerbegehren „Messe-Umbau nicht um jeden Preis“ gehen die Initiatoren in die Offensive und warnen vor weiteren Subventionen. Was das mit einer gut ausgestatten Limousine mit Stern zu tun hat?

Sie haben am Weltkindertag gesammelt, beim Zechenfest auf Zollverein und vor dem Stadion Essen an der Hafenstraße: Rund 7000 Unterschriften haben die Initiatoren und Mitstreiter des Bürgerbegehrens „Messe-Umbau nicht um jeden Preis“ bislang zusammengetragen. 13 500 gültige Unterschriften müssen sie dem Wahlamt am 20. Oktober zur Prüfung vorlegen. Knapp drei Wochen vor Ablauf dieser Frist gingen Wilfried Breyvogel, einer der drei Vertretungsberechtigten des Bürgerbegehrens, und Jens Wientapper, Diplom-Kaufmann aus Rüttenscheid, gestern argumentativ in die Offensive.

Ihr Vorwurf: Die Messe Essen ist ein Subventionsgrab, die von Befürwortern des Messe-Umbaus ins Feld geführte Zahl an Arbeitsplätzen, die auf dem Spiel stünden, reine Panikmache.

Breyvogel und Wientapper lassen kein gutes Haar an dem Papier des Ifo-Institutes. 2008 hatte es der damalige Messe-Chef Joachim Henneke vorgelegt, um zu dokumentieren, welchen Beschäftigungseffekt der Messebetrieb mit sich bringe: 3552 Arbeitsplätze.

Breyvogel spricht von einer politischen Zahl, die zudem längst veraltet sei. Nicht nur, dass inzwischen wichtige Messen wie die Reise und Camping, die Aluminium und Composites Europe und die Fibo abgewandert seien. Auch im Vergleich mit anderen Messestandorten sei der vermeintliche Beschäftigungseffekt maßlos übertrieben. Übertrage man beispielsweise den Beschäftigungsfaktor der viel größeren Frankfurter Messe auf Essen, entspräche dies gerade einmal 720 Arbeitsplätzen.

Damit nicht genug der Zahlen: Breyvogel und Wientapper weisen daraufhin, dass die Umsätze der Messe seit 2001 zwischen 50 und 60 Millionen Euro pro Jahr stagnierten, während im selben Zeitraum die Subventionen stark angestiegen seien - von durchschnittlich sieben Millionen Euro in den Jahren 2001 bis 2007 auf 14,3 Millionen Euro in den Jahren 2008 bis 2013.

Insgesamt seien von 2001 bis 2013 rund 130 Millionen Euro an Subventionen in die Messe geflossen, 75 Millionen davon als Verlustausgleich sowie weitere 55 Millionen als Kapitalzuflüsse. „Alles nachzulesen in den Beteiligungsberichten der Stadt.“ Wientapper zieht einen plakativen Vergleich: „Das wäre so, als hätte die Stadt der Messe jeden Tag einen gut ausgestatten C-Klasse-Mercedes vor die Tür gestellt, finanziert aus Steuermitteln der Bürger.“

Die Botschaft soll lauten: Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben. Breyvogel und Wientapper werfen der Messe vor, sie habe „ein Kostenproblem, verursacht durch zu hohe Ausgaben für den Messebetrieb und fürs Personal“. Diese Kosten gelte es in den Griff zu bekommen. Es gehe nicht darum, die Messe abzuwickeln. Im Gegenteil: „Essen braucht eine Messe, ja! Aber sie muss wirtschaftlich gesund sein.“