Essen. Besucher und Aussteller der Messe „Schweißen & Schneiden“ in Essen loben die Organisation. Aber der Zustand der Hallen lasse zu wünschen übrig. Sie dringen auf einen zügigen Messe-Umbau und machen damit Front gegen das Bürgerbegehren.

Der blaue Turban verrät seine fernöstliche Herkunft: Mr. Inder Pal Singh ist ein gläubiger Sikh und stammt aus Indien. Doch sein Geld verdient er als „Executive Director“ einer Handelsfirma in Dubai, der Boomstadt am Persischen Golf. Seit Sonntag weilt Herr Singh mit einem Mitarbeiter in Essen, um Geschäfte auf der „Schweißen & Schneiden“ zu machen. „Essen“, sagt er, „ist das Mekka des Schweißens.“ Wer in dieser Branche wirke, komme an Essen nicht vorbei. Ein wunderschönes Kompliment an die Ruhr-Metropole, dem er jedoch sofort ein paar unbequeme Wahrheiten hinzufügt.

„Die Messehallen entsprechen wirklich nicht dem heutigen Standard“, sagt er naserümpfend und präzisiert: „Die Messe in Dubai - die ist die modernste der Welt.“ Er sagt: „State of the art“ - und eben nicht zu vergleichen mit dieser hier.

Wichtigste Messe in Essen

Die „Schweißen & Schneiden“, die alle vier Jahre in die Stadt kommt, gilt als die wichtigste Messe am Standort Essen. Eine, die 1000 Aussteller aus 40 Nationen sowie 55.000 Besuchern aus 100 Ländern anzieht, und der Stadt nachhaltig Weltgeltung verschafft. Eine Prestigeveranstaltung, die jedoch böse unter die Räder kommen und angesichts der heftig umstrittenen Erweiterungs- und Modernisierungspläne sogar abwandern könnte.

„Ich bin Essener und will, dass die Messe in dieser Stadt bleibt“, sagt Wolfgang Hildebrand. Der Prokurist bei der weltweit operierenden Gesellschaft für Schweißtechnik kommt seit 22 Jahren zur „Schweißen & Schneiden“. „Sie ist unsere Plattform schlechthin, wir brauchen sie“, sagt er beschwörend. Das geplante Bürgerbegehren gegen die Messeerweiterung bringt ihn, den Lokalpatrioten, in Rage. „Ich kriege das Grausen“, schimpft er. Und warnt eindringlich vor den schlimmen Folgen: „Die Konkurrenz in Düsseldorf wartet doch schon . . .“

Es gibt immer ein paar Makel

Tobias Leicher ist Schweißfachmann bei der Firma Jäckle aus dem baden-württembergischen Bad Waldsee. An seinem dicht umlagerten Stand in Halle 12 zieht er mühelos einen kräftigen Plasmastrahl übers Stahlblech - und schon fällt ein Teil ab. So als hätte er mit einer Schere ein dünnes Papier durchschnitten. Sein Job hat den Schweißexperten schon in die ganze Welt gebracht. „Die Messe-Organisation funktioniert hier reibungslos“, sagt er - und schiebt ein Aber an Kleinigkeiten hinterher: „Die Eingangstüren öffnen nicht automatisch, das Pflaster ist alt und von Blumen keine Spur.“ Die Abende verbringe er in Gelsenkirchen. „Aber da werden die Bürgersteige schon um 21 Uhr hochgeklappt.“

Mister Singh ist zum zweiten Mal in Essen und findet den „Ruhri“ etwas reserviert, aber stets hilfsbereit. „Schade nur, dass die Leute nicht so gut Englisch sprechen“, sagt er mit einem gequälten Gesichtsausdruck.