Essen. . Das Interesse an den Ergebnissen der „Flug-Thermografie“ ist enorm. Schon 24.000 Hausbesitzer haben ihre Einverständniserklärungen an die Stadt zurückgeschickt. RWE setzt auf die Verbesserung der Energieeffizienz und bietet den Wärmebilder-Service kostenlos an.

Zwölf nächtliche Flugstunden und 80 Schleifen benötigte die Propellermaschine „Cessna 404 Titan“ in diesem Frühjahr, um hoch über Essen einen Datenschatz an Bord zu hieven. Dieser besteht aus 20.000 Wärmebildern, die detailliert Aufschluss darüber geben, wie es um die Dämmeigenschaften der Essener Hausdächer bestellt ist.

Das Interesse der Hausbesitzer an den Diagnosebildern aus der Luft ist immens. Bis Freitag waren schon 24.060 Einverständniserklärungen im Rathaus eingegangen. 140.000 Formulare hatte die Stadt in den letzten Wochen verschickt.

Größter Teil der Verlustwärme entweicht übers Dach

Federführend beim so genannten Flugthermografie-Projekt ist der Energiekonzern RWE, der „die Verbesserung der Energieeffizienz als dritte Säule der Energiewende“ versteht. Essen, Sitz der Konzernzentrale, ist nach Auftakt-Projekten in Rheinberg und Arnsberg die erste deutsche Großstadt, in der RWE alle Hausdächer unter die Lupe genommen hat. Eine nette Geste: Die Ergebnisse der Flugthermografie werden interessierten Bürgern unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

„Mit der kostenlosen Erstberatung können Hausbesitzer nun von uns erfahren, welche Energieeinspar-Potenziale sich aus den Wärmebildern ergeben“, sagt RWE-Thermografie-Expertin Silke Katharina Berger. Hintergrund: Der größte Teil der Verlustwärme eines Hauses entweicht nicht etwa durch die Fassade, sondern übers Dach: exakt 30 Prozent.

Daten sind seit 7. Oktober einsehbar

Mit Gründung der Klimaagentur und der Klimawerkstatt will die Stadt unterstreichen, wie ernst sie es mit dem Klimaschutz meint. „Das Projekt ist wichtig für den Klimaschutz“, sagt Oberbürgermeister Reinhard Paß. Trotzdem reagiert mancher Bürger skeptisch auf den großzügigen Thermalbild-Service. Aufgerüttelt durch die Diskussion um „Google Earth“ und den NSA-Skandal fragen misstrauische Leser wie Ulrich Straeter: „Warum filmen die mein Haus, und was passiert mit den Daten?“ Die Stadt erwidert, dass der Datenschutz oberste Priorität genieße. Individuelle Ergebnisse würden nur per Einverständniserklärung der Eigentümer gespeichert.

Eigentümer, die diese erteilt haben, können ihr individuelles Wärmebild seit dem 7. Oktober unter essen.de/thermografie abrufen.

An diesem Samstag informieren Stadt und RWE zwischen 10 und 16 Uhr auf der Kettwiger Straße in Höhe Burgplatz. Es folgt eine Infoveranstaltung am Dienstag, 15. Oktober, um 18 Uhr in der VHS (Anmeldung unter thermografie@essen.de oder 88-590 58).

Eine weitere Anlaufstelle ist der RWE-Energieladen an der I. Dellbrügge: 14. bis 18. Oktober und 4. bis 8. November, jeweils 15 bis 19 Uhr (Wärmebild mitbringen). Beratungsdauer: 25 Minuten.