Essen. Gewalt, Alkohol, Mobbing: Mit diesen Themen beschäftigt sich Michael Ebeler im Unterricht oder auf Spielplätzen – als Jugendkontaktbeamter der Polizei geht er auf die Mädchen und Jungen zu. Die wenden sich auch an ihn, wenn es um sexuellen Missbrauch geht.

Früher hat es regelrecht abgeschreckt, wenn die Polizei an eine Schule kam, sagt Kriminalhauptkommissar Michael Ebeler (48). Heute hingegen werben die sogar mit der regelmäßigen Anwesenheit der Beamten – weil die Polizei kommt, um aufzuklären und zu helfen. Themen sind Gewalt, Alkohol, Mobbing im Internet oder sexuelle Belästigung. Zu Ebelers Einsatzgebieten gehören auch die Arbeit mit Opfern und die Bewältigung von Amoklagen.

Mit der Vorbeugung sind bei der Polizei ein Jugendbeauftragter und drei Jugendkontaktbeamte beschäftigt. Michael Ebeler ist einer von ihnen, der auf die Mädchen und Jungen zugeht, ob im Klassenraum, auf der Brehminsel oder im Bus. Der Kommissar ist seit 32 Jahren bei der Polizei, seit zwölf Jahren kümmert er sich um den Jugendschutz.

Dass die Saufgelage von Jugendlichen zugenommen haben, diesen Eindruck, den man nach manchem Stadtteilfest haben könnte, den will Ebeler nicht bestätigen: „Mehr ist es nicht geworden, aber intensiver, und Mädchen sind im Kommen.“ Eine weitere Beobachtung ist die „bröckelnde Sozialkontrolle der Eltern.“ Früher hatten Jugendliche Angst, betrunken erwischt zu werden, sagt er. Heute übernehme die Polizei oft diese soziale Kontrolle und bekommt dabei mitunter eine offenere Aggressivität zu spüren, wenn die etwa ein Trinkgelage auflöst.

Kontakt zu jugendlichen Mehrfachtätern

„Wir sind aber nicht die Alkohol-Polizei“, betont Ebeler. Auch wenn er städtische Mitarbeiter bei Jugendschutz-Kontrollen in Kneipen oder im Karneval begleitet und in puncto Besäufnis auf Straßenfesten der Überzeugung ist, dass es dort Alternativen für Jugendliche geben müsste wie etwa Grillplätze, die abseits gelegen sind. Wichtig sei auch die Ansprache der Gewerbetreibenden zum Alkohol-Verkauf.

Ebeler selbst hält regelmäßigen Kontakt zu jugendlichen Mehrfachtätern. Rund 200 sind es, die im Jahr mehr als fünf Straftaten begehen: von Graffiti-Schmierereien bis Gewalt.

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Vor allem in den Ferien ist der Polizist zu Brennpunkten unterwegs, aber auch auf Spielplätzen, am Altenessener Bahnhof, im Ludwig-Kessing-Park in Überruhr oder auf den Wiesen am Baldeneysee in Heisingen. Immer zu zweit und in Zivil.

Beinahe täglich im Unterricht

Viele Jugendliche kennen ihn, was seine Arbeit erleichtert. Während der Schulzeiten ist er beinahe täglich im Unterricht. Er bietet zudem Lehrerfortbildungen an und Eltern-Hausbesuche. Dabei wundert er sich manchmal selbst, welche Themen vor allem Schüler ansprechen. Denn es kommen auch diejenigen, die Fotos von sich im Internet verschickt haben und es bitter bereuen. Andere berichten vom sexuellen Missbrauch in der Familie und wissen, dass dies kein Geheimnis zwischen ihnen und dem Kommissar bleiben wird. „Denn bei Straftaten muss ich ermitteln“, sagt der Polizist zum Strafverfolgungszwang.

Einen 14-Jährigen, den er mit einer Flasche Bier ertappt, erwartet zwar keine Strafe – Konsequenzen in Form einer Einladung mit den Eltern ins Ordnungsamt hat es dennoch, sagt Michael Ebeler: „Ich bin schließlich kein Erzählbär“.