Essen. Zahl der Bußgelder auf Rekord-Stand.

Die Stadt hat im Jahr 2012 so viele Bußgelder gegen Schulschwänzer oder deren Eltern verhängt wie noch nie. Das berichtet Hartmut Peltz, Büroleiter des Schuldezernenten Peter Renzel, auf Anfrage. 928 Bußgelder seien es im Jahr 2012 gewesen, im Vorjahr waren es noch 802. Im Jahr 2010 lag die Zahl bei 622 Bußgeldern. Im laufenden Jahr wurden bis Ende April bereits 167 Bußgelder verhängt.

Wenn ein Schüler unentschuldigt fehlt, kann die Schulverwaltung sozusagen eine Rechnung schreiben. Pro Tag werden 50 Euro fällig. Fünf Tage vor und fünf Tage nach Schulferien müssen im Zweifel sogar 100 Euro pro Tag gezahlt werden. Denn in den vergangenen Jahren hat es sich teilweise eingebürgert, dass Eltern schon vor dem letzten Schultag wegfahren und das Kind aus der Schule nehmen. Oder erst nach Ferienende wieder nach Hause kommen.

Auch Kinder müssen zahlen

Schüler, die 14 Jahre und älter sind, können selbst zur Kasse gebeten werden. „Falls Lehrer und Schulleiter den Eindruck haben, dass aber auch die Eltern nicht mit Nachdruck dafür sorgen, dass das Kind zur Schule geht, müssen Eltern zahlen“, erklärt Peltz. Es gebe Fälle, da würden sowohl Kinder als auch Eltern bezahlen müssen.

Die Stadt hatte im Jahr 2006 angefangen, von notorischen Schulschwänzern systematisch Bußgelder einzufordern. „Die Zahl der Schwänzer ist nicht gestiegen“, vermutet Peltz. Experten schätzen, dass konstant fünf bis acht Prozent der Schüler als „Schulverweigerer“ bezeichnet werden können. Für sie und ihre Eltern gibt es seit Dezember 2010 eine Beratungsstelle unter dem Dach von Ruhrlandschule und LVR-Kliniken ( 8707-439).

Amt greift hart durch

In besonders schwierigen Fällen rufen die Schulen das Ordnungsamt an, um Schüler zwangsweise zur Schule bringen zu lassen. Die Zahl dieser sogenannten „Schulzuführungen“ ist seit Jahren auf hohem Niveau. Das Ordnungsamt zählt für das Jahr 2012 insgesamt 160 Anträge auf „Schulzuführungen“. Im Jahr 2011 lag diese Zahl noch bei 185, im Jahr 2010 bei 129.

Das konstant hohe Niveau, das seit Jahren die Statistik des ordnungsbehördlichen Jugendschutzes dominiert, hat auch damit zu tun, dass das Amt härter durchgreift als früher – bei notorischen Schwänzern kommt das Ordnungsamt nicht mehr nur einmal, sondern gleich an fünf Tagen hintereinander.

Die neue Strenge, die Schulverwaltung und Ordnungsamt an den Tag legen, war im Zuge der Beschäftigung mit libanesischen Jugendlichen entstanden. Damals ersann die Verwaltung fächerübergreifend das Konzept „Chancen bieten, Grenzen setzen“. In der Fachwelt machte das Konzept bundesweit von sich reden.