Essen-Rüttenscheid. Das Oktoberfest in Rüttenscheid ist ein Erfolg. Manche Rüttenscheider sind allerdings sauer: Sie fühlen sich vom Lärm arg gestört, beklagen “indirekte Körperverletzung“. Jetzt geht auch das böse Wort vom „Ballermannviertel“ um. Die Veranstalter weisen auf ihre Lärmschutz-Aktivitäten hin.

Leben in Rüttenscheid – wenn man dem Immobilienmarkt glauben darf, finden viele Essener das sehr erstrebenswert. Allerdings gibt es eine Kehrseite, und da sind die Anwohner des Messe-Parkplatzes gerade besonders leidgeprüft: Party-Lärm. Der halbe Stadtteil hört derzeit mit, wenn im Oktoberfest-Zelt am Girardethaus so richtig aufgedreht wird. Besonders hart ist es in den direkt benachbarten Straßen. Mehr als 13.000 Besucher kamen bisher zur ersten Rüttenscheider Wiesn – ein schöner Erfolg für die Veranstalter. Doch es freuen sich nicht alle.

„Der Lärm ist indirekte Körperverletzung“, sagt etwa Volkmar Bufe. „Eine 12-tägige Beschallung finde ich furchtbar“, sagt eine 53-Jährige Anwohnerin. Sie wohnt in einer Eigentumswohnung in der Girardetstraße und hat sich bislang nach Feierabend immer auf einen ruhigen Abend gefreut. Der sei im Moment nur noch mit Ohrstöpseln möglich. Während der Woche beginnt das Oktoberfest um 17 Uhr, gefeiert wird bis 23 Uhr. An den Wochenenden öffnet das Festzelt bereits um 11 Uhr seine Türen. Schluss ist um 24 Uhr, sonntags schließt das Zelt eine Stunde früher.

Das Oktoberfest soll es auch im nächsten Jahr geben, und mancher fürchtet, nun sei Rüttenscheid auf dem Weg zum „Ballermannviertel“. Die Musik an sich sei gar nicht so schlimm, aber: „Der Bass ist unerträglich, würde man den etwas runterdrehen, wäre alles in Ordnung“. Ein Nachbar sieht das entspannter, das Festzelt mache schließlich pünklich Feierabend. „Ich höre den Bass und auch die Kühlanlagen. Am Donnerstag will ich selbst dort feiern gehen und dann natürlich auch ein kühles Bier genießen“. Die laute Kühlanlage nimmt er in Kauf. „Ist ja nur einmal im Jahr.“

Senioren sind gelassen

Von der Dachterrasse der „Mundus“ Senioren-Residenz kann man auf das große Festzelt blicken. „Die Aufregung im Vorfeld war groß, die Bewohner waren auf 180“, sagt Imke Sasse, die Leiterin der Senioren-Residenz. Die Lage habe sich aber entspannt: „Die meisten stört die Art der Musik, nicht die Lautstärke“. Allerdings würden sich bei ihr einige Anwohner der umliegenden Eigentumswohnungen melden. „Viele haben Angst, der Messeparkplatz wird jetzt zur ständigen Partymeile. Die Sorge kann ich verstehen“, sagt Sasse. Die Senioren der Mundus-Residenz zeigen sich indes versöhnlich: „Wer sich darüber beschwert, hat die eigene Jugend doch schon vergessen.“

Die Veranstalter haben in enger Kooperation mit dem Ordnungsamt schon im Vorfeld eine Menge für den Lärmschutz getan: „Jeden Abend wird in regelmäßigen Abständen die Lautstärke gemessen. Überschreitet die den Grenzwert, wird die Musik sofort leiser gedreht“, erklärt Mitveranstalter Ted Terdisch. Zudem seien im Vorfeld Gespräche mit Anwohnern geführt worden. Wer dennoch Beschwerden habe, der fände jederzeit ein offenes Ohr bei ihm, beteuert Terdisch.