Essen-Rüttenscheid. . Der Münchner Michael Holzmann lebt seit vier Jahren in Essen: Wir haben uns mit ihm beim Rüttenscheider Oktoberfest zum Vergleich der Regionen getroffen – Currywurst oder Weißwurst?
Mehr München in einer Person geht nicht: Michael Holzmann trägt eine 200 Jahre alte Lederhose, ein Familienerbstück. Der 44-Jährige wuchs am Bavariaring auf, nur einen Steinwurf von der Theresienwiese entfernt – wo das Oktoberfest jedes Jahr Millionen Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Vor vier Jahren kam der Jurist nach Essen, ist Geschäftsführer der Facharztklinik im Girardethaus. Wir haben uns mit ihm beim Oktoberfest in Rüttenscheid zum – nicht ganz ernst gemeinten – Vergleich der Regionen getroffen.
Darf das Ruhrgebiet einfach euer Oktoberfest kopieren?
Michael Holzmann: Freilich. Die Wies’n ist ja mittlerweile ein Exportschlager. Oktoberfeste findet man in Las Vegas, Chile, Japan. Warum also nicht auch hier?! Das sieht eigentlich überall gleich aus.
Pils oder Helles?
Holzmann: Ich trinke lieber Helles. Das ist nicht so herb wie euer Pils. Vermutlich kann man deswegen mehr davon in größeren Gläsern trinken.
Currywurst oder Weißwurst?
Holzmann: Da verweigere ich den Vergleich! Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Eine Weißwurst esse ich nur zum Frühstück. Eine Currywurst kann ich eigentlich immer essen. Kurzum: Beide Würste haben ihre Berechtigung, da ist keine besser als die andere.
Semmel oder Brötchen?
Holzmann: Das kommt auf meine Laune an. Wenn ich nicht so gut drauf bin, bestelle ich mir auch hier eine Semmel. Das führt bei den Verkäuferinnen immer zu Verwirrung.
Wer spielt den schöneren Fußball?
Holzmann: Zurzeit natürlich der BVB. Das muss ich selbst als Bayern-Fan neidlos anerkennen.
Wo lässt es sich besser feiern?
Holzmann: Mit den richtigen Freunden lässt es sich überall gut feiern. Da spielt es keine Rolle, wo man gerade ist. Glücklicherweise sind mir in Essen viele nette Menschen begegnet.
Wer hat die bessere Lebenseinstellung?
Holzmann: Ganz klar der Münchner, der sich ja auch vom Bayer elementar unterscheidet. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Italien, dass wir einfach ein Stück weit gelassener sind. Das gilt auch beim Ausgehen mit Freunden. Bei uns wird nicht aufgerechnet, wer was wem gezahlt hat. Das ist hier leider oft anders. Außerdem sind die Menschen im Ruhrgebiet gehetzter. In München ist es ganz normal, sich bei schönem Wetter mittags eine Stunde mit einem Bier nach draußen zu setzen. Hier wird dann gearbeitet.
Welche Region bietet mehr Lebensqualität?
Holzmann: Das Ruhrgebiet bietet wahnsinnig viel, macht aber zu wenig daraus. Kulturell bekomme ich wohl nirgendwo sonst auf so engem Raum so viel geboten. Anstatt sich aber gemeinsam aufzustellen, versinken die Städte im Kirchturmdenken. Die Kulturhauptstadt war ja ein guter Anfang, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Anstrengungen wieder im Sande verlaufen sind. Es kann doch nicht sein, dass die größte Aktion eines Ballungsraumes mit acht Millionen Menschen ist, die A40 für einen Tag zu sperren. Es heißt doch auch Ruhrgebiet. Als solches müssten sich die Städte auch gemeinsam aufstellen.
Die Frage nach der schöneren Landschaft erübrigt sich wohl?
Holzmann: Ich fahre mindestens alle zwei Wochen nach München; allein, weil mir hier die Berge fehlen. Dennoch muss auch Essen sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Es ist hier viel grüner, als ich früher gedacht habe. Ihr habt viele Wälder und tolle Seen — in denen man nur leider nicht schwimmen darf. Das ist wirklich deppert. Dennoch lebe ich gerne hier.