Essen. . Essens Denkmalpflege sort sich um den Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz, denn das Land NRW hat seine Förderpolitik geändert. Zuschüsse gibt es nur noch als Darlehen. Als ärmere Kommune sei Essen aber bereits benachteiligt.

Es sind keine Millionenbeträge, die in den vergangenen Jahren aus der Landeskasse in den Denkmalschutz geflossen sind, aber jeder Euro hat dazu beigetragen, historisch wertvolle Bausubstanz für kommende Generationen zu erhalten. Diese Quelle droht nun zu versiegen. Zum 1. Oktober diesen Jahres hat die Landesregierung die bisher geübte Praxis umgestellt. Eine 100-prozentige Förderung aus öffentlichen Mitteln ist passé, Zuschüsse werden fortan als Darlehen gewährt. Aus Sicht des Instituts für Denkmalpflege der Stadt Essen lässt dies nichts Gutes erwarten. Mit dem Verlust historischer Bausubstanz sei zu rechnen, warnt Essens oberste Denkmalschützerin Petra Beckers, in einer Stellungnahme auf Anfrage der Linksfraktion für den Stadtplanungsausschuss.

Beckers bezweifelt, dass eine Finanzierung auf Darlehnsbasis für alle privaten Eigentümer - trotz günstiger Konditionen - ein gangbarer Weg sein werde. Für selbst genutztes Eigentum liegt der Zinssatz gerade mal bei einem Prozent. Nur: Es gibt auch weniger zu verteilen. Die Denkmalförderung hat vielmehr einen historischen Tiefststand erreicht. Neun Millionen Euro sind in diesem Jahr noch im Topf, 2014 soll die Summe noch einmal sinken auf rund vier Millionen. Immerhin: Von ihrem ursprünglichen Vorhaben, die Förderung 2015 ganz einzustellen, ist die Landesregierung nach Protesten inzwischen wieder abgerückt.

Das wurde gefördert

2012: Neue Synagoge an der Sedanstraße - 25.000 Euro

2011: Katholische Kirche St. Josef, Himmelpforten - 40.000 Euro; Neue Synagoge - 33.000 Euro; Altkath. Friedenskirche, - 20.000 Euro

2010: Neue Synagoge - 43.000 Euro; Altkath. Friedenskirche - 27.000 Euro; Katholische Pfarrkirche St. Antonius, Kölner Straße - 60.000 Euro; „Alte Schule Kettwig“, Ruhrtalstraße - 33.500 Euro

2009: –

2008: Jüdischer Friedhof am Pastoratsberg - 31.800 Euro; Marienkapelle, Münstermannstraße - 31.500 Euro

2002 bis 2011: 703.000 Euro aus dem Programm für „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ zum Erhalt historischer Arbeitersiedlungen in Katernberg

Als eine der ärmeren Kommunen trifft Essen der Sparkurs besonders hart. Vor zwei Jahren hatte das Land zwar finanzielle Mittel zur Förderung kleiner privater Denkmalvorhaben in den Etat eingestellt. Geld floss aber nur, wenn die Stadt noch einmal die gleiche Summe bereit stellte; als Kommune mit Haushaltssicherungs-konzept sei Essen dazu nicht in der Lage gewesen. Bis 2006 konnte die Stadt besagte Landesmittel noch direkt vergeben.

Ein Tropfen auf den heißen Stein

Die Kluft zwischen armen und wohlhabenderen Städten, sie könnte auch beim Denkmalschutz noch größer werden. Dabei hätte es für Essen sogar noch dicker kommen können. Doch das Land hat die finanziellen Mittel für die Bodendenkmalpflege dann doch nicht einkassiert. Es bleibt für dieses Jahr bei einem bescheidenen Zuschuss von 18.000 Euro. Das ist nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, bedauert Stadtarchäologe Detlef Hopp, der mit einigen wenigen Honorarkräften und ehrenamtlichen Mitarbeitern darauf achtet, dass bei Bauarbeiten nichts Denkmalwürdiges untergepflügt wird. Aktuell betreut Hopp stadtweit übrigens 44 Baustellen.