Essen. . Mit 66.000 Euro fördert das Land dieses Jahr noch Essener Objekte. Doch schon 2015 soll auch der letzte Cent für die Denkmalpflege gestrichen werden.

Feierlich war man am 13. Juli 2010 zusammengekommen, um die „Alte Synagoge“ wiederzueröffnen. Zwei Jahre dauerten die Umbau- und Sanierungsarbeiten an der denkmalgeschützten Religionsstätte, Kostenpunkt: rund 7,8 Millionen Euro, überwiegend durch das Land gefördert.

Fast drei Jahre später steht die Denkmalförderung auf der Streichliste der Landesregierung. Noch rund 9,4 Millionen stehen 2013 zur Verfügung, um landesweit fast 87.000 geschützte Boden- und Baudenkmäler zu fördern. Eine Kürzung von 17,5 Prozent im Vergleich zu 2012. Für das nächste Jahr soll die Förderung auf gerade noch 3,4 Millionen gekürzt, 2015 dann ganz eingestellt und durch Darlehen-Möglichkeiten ersetzt werden.

Sanierung der Friedenskirche ohne Förderung nicht möglich

Für viele der mehreren hundert Essener Baudenkmäler wäre ein Aus der Landesförderung zukunftsbedrohend. Beispiel Friedenskirche: „Ohne die Zuschüsse würde es die Kirche nicht mehr geben“, schätzt Dechant Ingo Keimer. Für das 2011 fertig sanierte Haus der Alt-Katholiken an der Bernestraße flossen stetig Gelder aus Düsseldorf, 2010 beispielsweise 27.000 Euro für die Turmfassade. In diesem Jahr sind es drei Bauten, deren Erhalt mit einem Regelsatz von 25 Prozent der Gesamtkosten unterstützt werden: Die Synagoge an der Sedanstraße (37.000 Euro), die Luther-Kirche an der Moltkestraße (10.000 Euro) und das Fachwerkhaus an der Kirchtreppe in Kettwig (19.000 Euro).

„Es sind selten die ganz großen Summen, aber Gelder, die dafür sorgen, dass solche Gebäude erhalten bleiben“, erklärt Petra Beckers, Leiterin der unteren Denkmalschutzbehörde. Die Erfahrung besagt: Für jeden Euro Förderung kommen sieben Euro durch private Spender hinzu. Mit 100.000 Euro vom Land wären also Investitionen von 700.000 Euro und mehr möglich. „Die Landesgelder sind meist der Anstoß für Sponsoren und privates Investment“, weiß Beckers.

Ab 2015 könnte dieser Anreiz wegfallen. Die Eigentümer müssten dann, so die bisherigen Pläne im NRW-Bauministerium, diese Lücke durch Landesdarlehen finanzieren.

Bund springt zur Sanierung Essener Denkmäler ein

Ob gerade private Besitzer Kredite für Denkmal-Sanierungen aufnehmen, sei fraglich, meint Beckers. Unterstützung gibt es aus der Essener Politik: „Mit Darlehensprogrammen lässt sich diese wichtige Aufgabe nicht sicherstellen“, meint Susanne Asche, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Schon der geplante Einschnitt im kommenden Jahr könnte Essener Projekte gefährden. Ob beispielsweise dem Förderantrag für den letzten Bauabschnitt der jüdischen Synagoge stattgegeben wird, bleibt unsicher. Schon jetzt kann die Bezirksregierung mit einem jährlichen Budget von zwei Millionen Euro kaum mehr als jeden dritten Antrag genehmigen. Sonderprogramme der Bundesregierung fingen jüngst Projekte wie die Sanierungen der evangelischen Kirche in Huttrop und des Malakow-Turms auf Zeche Carl auf.

„Langfristig finanziell sichergestellt“, wie es Susanne Asche in einer CDU-Mitteilung fordert, ist der Denkmalschutz in NRW dadurch nicht. Ein „umfassendes Konzept“ dafür fehlt bislang. Vielleicht wird Bauminister Michael Groschek das in ein bis zwei Wochen vorlegen. Dann will das Ministerium zu den Plänen Stellung nehmen.