Das Hauptbad an der Steeler Straße mag ein Zeugnis sein für exzellente Architektur der 50er Jahre. Dennoch erachtet das Rheinische Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) das Gebäude nicht für denkmalwürdig. Warum? Dies hatte Oliver Meys, wissenschaftlicher Referent, beim LVR-Amt, im Gespräch mit der Redaktion erläutert, unmittelbar nachdem die Denkmalkommission zu ihrer Einschätzung gekommen war.
Nun liegt der Redaktion die ausführliche schriftliche Begründung des Rheinischen Amtes vor. Aus dieser geht hervor, dass die Kommission sich ihre Entscheidung schwer gemacht hat. Die Experten erwogen gar, nur die großzügige Schwimmhalle als denkmalwürdig einzustufen, entschieden sich aber letztlich doch dagegen - der zahlreichen baulichen Veränderungen wegen, die in den vergangenen Jahrzehnten an dem Gebäude vorgenommen worden waren.
Ursprüngliches Erscheinungsbild "sehr gestört"
Allen voran gilt dies für den dreigeschossigen Eingangstrakt an der Steeler Straße. Ursprünglich waren dort Umkleideräume, Duschen, Wannenbäder und um Erdgeschoss Büros der Verwaltung untergebracht. Schon Anfang der 1970er Jahre beschloss die Stadt im zweiten Obergeschoss Platz für eine Kindertagesstätte zu schaffen. An der östlichen Seite des Traktes wurde dafür ein wuchtiger Treppenturm errichtet. Und: Die transparente Metall-Glas-Fassade wurde durch massive Wände mit Lochfenstern ersetzt.
Marodes Essener Hauptbad
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In den 90er Jahren folgte der Umbau von Erd- und erstem Obergeschoss für den Essener Sportbund. Im Jahr 2000 - ein Gutachten, welches das Hauptbad zu den „bedeutendsten Beispielen des Bäderbaus der Nachkriegszeit“ zählt, lag da bereits einige Jahre vor - ließ die Stadt in die eindrucksvolle Glasfassade zum Innenhof einen Wintergarten einbauen. Das ursprüngliche Erscheinungsbild sei dadurch „sehr gestört“ worden, urteilt die Denkmalkommission.
Gesucht werden intelligente Ideen
Jeder Umbau für sich genommen, hätte einer positiven Entscheidung nicht einmal im Wege gestanden. Alle zusammengenommen aber wogen die architekturhistorischen Gründe auf, die für eine Unterschutzstellung gesprochen hätten, was - wie es wörtlich heißt - „angesichts der ursprünglichen Innovation und gestalterischen Qualität des Hauptbades sehr bedauerlich ist“.
Im Arbeitskreis Essen 2030 verursacht das Votum der Denkmalkommission noch immer Phantomschmerzen. Vorrangiges Ziel müsse es nun sein, dass das Bad nicht abgerissen wird, sagt Johannes von Geymüller vom Arbeitskreis, der sich vehement für den Denkmalschutz eingesetzt hatte. Die Stadt könnte doch einen Wettbewerb ausloben, regt Geymüller an. Nach dem Motto: Gesucht werden intelligente Ideen, „was man mit dem Gebäude machen kann“.
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