Essen. .

Anfangs hatten nicht einmal die Polizisten den Fall strafrechtlich verfolgen wollen. „Nicht ungewöhnlich“ für die Örtlichkeit erschien ihnen die blutige Schlägerei auf dem Katernberger Markt in Essen. Ein Irrtum. Am Montag verurteilte Amtsrichter Rolf Märten einen 44-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr Haft mit Bewährung und 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

Die Beamten blicken aus der Katernberger Wache zwar auf die schöne evangelische Kirche am Markt und auf den Katzenbrunnen, aber auch auf die Trinkerszene rund um den Kiosk. So schritten sie am 13. März natürlich ein, als sie um 15.45 Uhr eine Rangelei erblickten, aber schlimm sah es für sie nicht aus. Ein Polizist, 50 Jahre alt, erinnert sich vor Gericht: „Beim Opfer sah es aus wie Nasenbluten. Der Mann wollte keine Anzeige machen.“ Der Täter habe erzählt, er könne nicht mit seiner Bierflasche zugeschlagen haben, weil die noch voll sei.

Zahnprothese zerstört

Zwei Tage später erschien das 71 Jahre alte Opfer doch zur Anzeige. Mehrere Gesichtsknochen seien ihm durch den Schlag mit der Flasche gebrochen worden, seine Zahnprothese sei kaputt. Hintergrund sei, dass der Angeklagte zuvor eine Frau mit „blöde Kuh, dumme Sau“ beleidigt habe. Der 71-Jährige: „Ich habe ihm nur gesagt, er soll sich entschuldigen – da hat er zugeschlagen.“ Der Angeklagte räumt nur einen Schlag mit der Faust ein. Doch Richter Märten sieht die Flasche als bewiesen an: „Anders sind die Verletzungen nicht zu erklären.“