Essen. . Otto Waalkes begeisterte am Mittwochabend mit seinen Generationen übergreifenden Blödeleien in der nicht ganz ausverkauften Essener Grugahalle. Die Mixtur aus anarchistischen Albernheiten und frechen Musik-Parodien zieht immer noch. Otto ist inzwischen ein echtes Familien-Projekt.
Ach, ich weiß es noch genau, wie man früher gebannt vor dem Kassettenrekorder saß, um sich die Aufzeichnungen dieses jungen Komikers namens Otto anzuhören – und wie man sich den Bauch hielt vor Lachen ob dieser anarchistischen Albernheiten. Selbstverständlich kannte man seine Vorträge und Lieder auswendig und trug diese dann, gerne auch im Kollektiv, sich auf dem Schulhof gegenseitig vor. Und heute – knapp 30 Jahre später? Das steht er immer noch auf der Bühne – und wir, die wir damals über ihn lachten, lachen wieder – zusammen mit unseren Kindern.
Es dürfte heute kaum einen Komiker geben, der so Generationen übergreifend arbeitet wie Otto. So sind zu seinem Auftritt in der – zugegeben nicht restlos ausverkauften – Grugahalle bemerkenswert viele Familien mit Kindern gepilgert, um die Personifizierung des Ostfriesenwitzes zu bewundern. Und sie durften erleben, dass sich vieles auf der Welt ändern mag, aber Otto bleibt, wie er immer war.
„Geboren, um zu blödeln“ heißt sein Programm – angelehnt an diese Schlager-Schmonzette eines sich viel zu ernst nehmenden,selbsternannten Grafen. Im Gegensatz zu Otto, der immer wieder Selbstironie aufblitzen lässt, etwa wenn er seine Baseballkappe lüftet, um mit seiner Glatze zu zeigen, dass die Zeichen der Zeit auch nicht an dem ewigen Friesenjungen spurlos vorbeigegangen sind. „Meine neue arabische Frisur“, lächelt er gewohnt verschmitzt, „Wardamahaar!“
Parodien von den Flippern bis zu den Toten Hosen
Der Gag ist beileibe nicht neu, aber das ist egal. Wir lachen, um uns zu erinnern, könnte das Motto des Abends heißen – und selbst das nimmt der Blödelbarde auf die Schippe, wenn er den Wahrheitsgehalt der üblichen Lob-Grußworte ans Publikum vom Lügendetektor überprüfen lässt: Aus „Nirgendwo trete ich so gerne auf wie in Essen“ und „Ich hab extra für Euch ein ganz neues Programm zusammengestellt“ wird so „Ich wurde gezwungen, hier zu sein – mit Geld!“ und „Ich erzähl‘ den gleichen Schrott wie immer!“
Otto Waalkes in Essen
Neben solchen Albernheiten und etlichen Kalauern stehen vor allem Musikparodien im Vordergrund: Von den Flippern bis zu den Toten Hosen drückt er allerlei Hits aus 50 Jahren Pop- und Schlagergeschichte seinen Stempel drauf und lässt den Ottifanten im nachgebauten „Otto-Huus“ dazu trompeten. Das Publikum lässt sich nur zu gerne zum Mitsingen und -machen animieren und spätestens, wenn er seine mittlerweile 30 Jahre alten „Hänsel-und-Gretel“-Variationen in stellenweise modernisierter Fassung zum Besten gibt, gibt es kein Halten mehr. Erst nach drei Zugaben lassen die Zuschauer das Phänomen namens Otto ziehen. Ob unsere Enkel in 20 Jahren darüber auch noch so lachen können?