Essen. Komiker Otto Waalkes feiert Montag seinen 65. Geburtstag. Ohne Blödeln kann er sich sein Leben nicht vorstellen, auch wenn die meisten seiner Gags nicht neu sind und manche mittlerweile reichlich infantil wirken. Trotzdem: Er sieht weiter “keine Notwendigkeit, erwachsen zu werden“.
Es ist nicht einfach, in Ruhe ein Gespräch mit Otto zu führen. Weil er fast immer Otto ist und nur ganz selten Herr Waalkes. Clown von Beruf und aus Berufung. Einer, der selten ernst antwortet, wenn man ihn was fragt. Und einen Sprachfehler hat er auch. Er kann schlecht „nein“ sagen. „Otto, noch ein Autogramm bitte.“ Otto schreibt. „Otto, können wir ein Foto machen?“ Otto lächelt. Er kann kaum still stehen, grüßt hier, winkt da oder zeichnet mal schnell einen Ottifanten. Einen hat er immer noch – auch Montag, an seinem 65. Geburtstag. „Haaallo Otto! Haaallo Echo!“
Zugegeben: die meisten seiner Gags sind nicht neu und manche wirken mittlerweile infantil. Während die Fans von einst längst erwachsen geworden sind, scheint der Sohn eines Emder Malermeisters in der Pubertät stehen geblieben zu sein. Wie „von der Hampelmuse geküsst“ hüpft er über die Bühne, nimmt nichts ernst und überschreitet – von jeglichem Schamgefühl unbelastet – gerne die Grenzen des guten Geschmacks.
Nie hat er sich distanziert von den Blödeleien seiner Jugend, nie die Ambition gehabt, große Kunst zu machen. Ottifanten-T-Shirts trägt er anscheinend nicht nur, um Werbung zu machen, sondern weil sie ihm tatsächlich gefallen. Und auf die Frage nach seinem Lieblingsmaler antwortet er bis heute mit: „Pablo Inkasso“. „Ich sehe“, hat Waalkes neulich in einem Interview mit der FAZ bestätigt, „keine Notwendigkeit, erwachsen zu werden.“
In der WG mit Udo Lindenberg und Müller-Westernhagen
Warum auch? Es geht ihm ja gut, so wie es ist. Finanziell hätte er sich wohl schon kurz nach dem Erscheinen seiner ersten LP zur Ruhe setzen können. Ein Album mit dem Mitschnitt eines Auftritts im Hamburger Audimax 1972. Ein Album, das zunächst keine Plattenfirma haben will und das sich – als doch endlich eine zugegriffen hat – binnen kurzer Zeit 750.000 Mal verkauft. Und durch das der WDR auf den Friesenjungen aufmerksam wird, der sich einst mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen eine Wohnung am Rondeelteich in Hamburg teilte.
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Jedes Jahr zwischen 1973 und 1979 macht „Otto“ eine Show für den Sender. Meistens schalten dann gut die Hälfte der deutschen Zuschauer ein. Und 14,5 Millionen von ihnen rennen Jahre später auch ins Kino und klopfen sich in „Otto – der Film“ auf die Schenkel - obwohl der Streifen eigentlich nicht mehr ist, als eine Aneinanderreihung von Sketchen und Kalauern. „Das Bad ist frei, das Bad ist frei. Dann ist es ja ein Freibad.“
Früher hat man solche Gags geliebt. Heute nimmt man sie ihm zumindest nicht übel. Überhaupt ist Otto einer, dem man kaum böse sein kann. Viele hat er durch die Jugend begleitet. Als Harry Hirsch, Susi Sorglos oder Frau Suhrbier. Von ihm wissen wir, was ein „Schniedelwutz“ ist, oder dass Dänen nicht lügen. Und englisch hat er uns auch gelehrt: „Hands Up – Hände ab.“ Da haben wir gelacht. Vier alle.
Gehampel, dumme Sprüche – aber mit einem Gefühl fürs Timing
Hinter all dem Gehampel, den dummen Sprüchen und Grimassen, da steckt ja auch Talent. Zwar haben die meisten seiner Gags andere geschrieben, aber Otto hat diese Witze mit seinem unglaublichen Gefühl für Timing erst so erfolgreich gemacht. Und ein guter Zeichner, Maler, Musiker, Synchronsprecher und Parodist ist Waalkes auch.
Viel Geld, viel Ruhm, nur die Liebe, die hat es nicht so gut gemeint mit ihm. Von seiner zweiten Frau - der 25 Jahre jüngeren Schauspielerin Eva Hassmann – hat er sich getrennt. Oder sie von ihm. Egal. Allein möchte Otto jedenfalls nicht bleiben, wie er neulich dem „Spiegel“ gestanden hat. „Ich wünsche mir, dass es noch mal eine Frau gibt in meinem Leben. Eine, die es lange genug mit mir aushält“.
Bis er die findet, wird er allerdings nicht untätig sein. Ein neuer „Zwerge-Film“ (Bubi – die Legende lebt) soll 2014 raus kommen, im Herbst 2013 geht es mal wieder auf Tour. Deren Motto sagt wahrscheinlich mehr über den Komiker aus, als jede tiefgründige Analyse: „Otto – geboren um zu blödeln“.