Essen. Wie die Zeit vergeht: Der knötternde Rentner und seine Kumpels vom Affentheater stehen jetzt ein Vierteljahrhundert auf der Bühne, und es ist immer noch lustig. Und ein Buch zum Jubiläum gibt’s auch. Das große Affentheater-Jubiläum wird am Samstag in der Essener Grugahalle gefeiert.
Es muss so 1990 gewesen sein, als vier junge Essener Lokalredakteure eine Art Betriebsausflug nach Kupferdreh unternahmen. Der Alte Bahnhof war gerade dabei, sich einen Ruf als Kleinkunstbühne zu erarbeiten, und an jenem Abend war ein „Herbert Knebel“ mit einem „Affentheater“ angekündigt. Das konnte nun alles mögliche bedeuten, es konnte lustig sein oder auch die Katastrophe überforderter Möchtegern-Komiker. Um es kurz zu machen: Es war grandios. Das geneigte Publikum, vielleicht 50, 60 Leute, lag sich in kürzester Zeit fast in den Armen vor Lachen.
Nummern, die man nicht vergisst: Der Raucherclub mit dem Gilb an der Tapete und dem Käfigvogel, den es luftbelastungsbedingt von der Stange gekloppt hatte. Der kleine, randalierende Sigi Domke mit dem Morgenstern aus Pappe, mit dem er drohte, die erste Zuschauerreihe einfach wegzurasieren. Der Tipsi-Topsi-Fleckenreiniger-Vertreter gegen Bommerlunder-Flecken. Dann noch mal Domke als serviler Fernsehreporter, der einen äußert unwilligen Herbert Knebel („nu mach mal halblang“) würdigt. Stichworte müssen genügen, erzählen kann man all das strenggenommen sowieso nicht.
Kaum mehr als 50 Leute im Saal
Und ja, es waren damals wirklich kaum mehr als 50 Leute im Saal. Es stimmt nämlich, was die Vier vom Affentheater jetzt in einem hübschen Buch zum 25-jährigen Bühnenjubiläum im Interview dem NRZ-Kulturchef Jörg Bartel erzählten: Erst kam nach und nach die Gunst des Publikums, später folgten das Fernsehen, die bundesweite Berühmtheit und die rappelvollen Hallen. Vielleicht sind Knebel und Co. auch deshalb noch immer so fett im Geschäft, weil sie - anders als mancher hochgejazzte Comedian -, weit vor dem ersten TV-Auftritt gut geerdet wurden.
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Was genau den Humor von Knebel und Co. ausmacht? Es ist wohl das Anarchische gepaart mit einer sehr genauen menschlichen Beobachtungsgabe, das Sinnfreie kombiniert mit einer versteckten, dabei erfrischend zeigefingerlosen Moral. Dazu natürlich der offenbar nie versiegende Wortwitz. Der Figur des knötternden, neunmalklugen, ressentimentgeladenen, alltagsweisen Rentners Herbert Knebel ist wohl jeder Ruhrmensch Hundertmal in seinem Leben begegnet. Nicht in Reinkultur natürlich, aber ein bisschen hier und ein bisschen da. Uwe Lykos Herbert Knebel verkörpert diesen Phänotypen perfekt, längst steht er in einer Reihe mit Jürgen von Mangers Tegtmeier oder auch einem ganz anderen Pionier: der alten WAZ-Kultfigur Kumpel Anton, der Sprache und Habitus des Ruhrmenschen in eine folkloristische Form goss, die seither Gültigkeit hat.
Musik-Parodien zu einem Markenzeichen geworden
Dass beim Affentheater von Beginn an die Musik-Parodien zu einem weiteren Markenzeichen wurden, muss man erwähnen, denn die Vier sind auch am Instrument verdammt gut. Und sonst? „Nu mach mal halblang.“ Genau. Einfach mal reinlesen.