Essen. Der CDU-Bundestagskandidat bewirbt sich im Wahlkreis 120 (Essen II), einen der am meisten umkämpften im Land. Vor vier Jahren unterlag er sehr knapp seiner Gegenspielerin von der SPD. Diesmal will er ihr das Direktmandat abjagen.
Am nächsten Sonntag schauen die Strategen in den Parteizentralen gebannt nach Essen. Genauer gesagt in den Wahlkreis 120 (Essen II), in einen der am härtesten umkämpften im Land. Die Hauptrollen in diesem Polit-Spektakel sind längst verteilt: Petra Hinz, die SPD-Bundestagsabgeordnete, gibt die Gejagte und ihr Gegenspieler Matthias Hauer von der CDU den Jäger.
An diesem Morgen steht der Kandidat schon um 9 Uhr mit dem orangenen „Hauer-Team“ auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz in Kettwig. Im Endspurt ist der Wahlkampf ein 12-Stunden-Job. Am Abend vorher hat er mit Schülern des Werdener Gymnasiums diskutiert, jetzt verteilt er Flyer, Kugelschreiber, Gummibärchen und sagt: „Die Stimmung für uns ist deutlich besser als vor vier Jahren.“ Auf dem Wochenmarkt in der herausgeputzten Altstadt hat der CDU-Politiker ein Heimspiel. Prächtiger Schiefer und altes Fachwerk bestimmen das Bild. Aus verwinkelten Gassen und klassizistischen Gründerzeitvillen, aus schicken Boutiquen und gemütlichen Kneipen dringen Bürgerstolz, Wohlstand und Tradition.
Es kommt auf jede Stimme an
Ein Lehrer, sechs Jahre vor der Pensionierung, geht auf Matthias Hauer zu und schimpft auf Hannelore Kraft. Er ärgert sich über nicht gehaltene Besoldungs-Wahlversprechen und rechnet vor: „Ich werde monatlich 250 Euro verlieren, das macht 3000 im Jahr.“ Bei Kommunalwahlen, gesteht er, habe er schon mal die Grünen gewählt und im Land die SPD. Doch diesmal sei er fest entschlossen, beide Kreuze bei der CDU zu setzen. Matthias Hauer freut’s, denn er weiß, dass es auf jede Stimme ankommt.
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Zum Vergleich: 2005 landete der CDU-Direktkandidat in der SPD-Hochburg noch mit 17.000 Stimmen weit abgeschlagen hinter der SPD, doch 2009 trennten Hauer und Hinz nur noch 3800 Stimmen und magere 2,5 Prozentpunkte. Hauer weiß, dass jede Podiumsdiskussion, jeder einzelne Hausbesuch, jeder Infostand diesmal den Ausschlag geben könnte.
Hauer bekennt demonstrativ Nähe zur Wirtschaft
Der Rechtsanwalt, aufgewachsen in Steele und Bredeney, seit 2005 im Stadtrat und ordnungspolitischer Sprecher, bricht immer wieder eine Lanze für den Mittelstand, der Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffe. „Er ist das Rückgrat unserer Wirtschaft und im Ausland beneiden sie uns darum“, sagt er. Auch beim Kandidaten-Talk der IGBCE, bekennt er demonstrativ Nähe zur Wirtschaft: „Der Staat verbucht Rekordeinnahmen, deshalb braucht er keine Steuererhöhung.“
Essener Bundestagskandidaten
Aber nicht nur Argumente sind Botschaften, sondern auch Bilder. Auf seinen ersten Plakaten präsentierte sich der CDU-Mann noch ziemlich staatstragend mit blauer Krawatte und dunkelblauem Sakko. Also ziemlich steif für einen 35-Jährigen Junggesellen. Um im Endspurt lockerer rüberzukommen, hat er den dunklen Zwirn nebst Binder abgelegt. Und zeigt sich stattdessen im gestärkten weißen Oberhemd - unterlegt mit dem Slogan „Von Herzen Essener“. Ehe er zur nächsten Podiumsdiskussion in die Frida-Levy-Gesamtschule und zu Hausbesuchen in Haarzopf enteilt, legt er ein Bekenntnis ab: „Auch mit einem Mandat in Berlin werde ich in Essen immer tief verwurzelt bleiben.“