Essen. Die bislang 80.000 gestellten Briefwahlanträge deuten im Vergleich zur letzten Bundestagswahl auf eine deutlich höhere Wahlbeteiligung in Essen hin. Gleichzeitig geben bis zu 800 Bürger täglich ihre Stimme vorab im Wahlamt ab. Im Gegensatz zu den Nachbarstädten gab es bislang kaum Pannen mit dem Zusteller TNT beim Versand der Wahlbenachrichtigungen.

Eine Woche vor der Bundestagswahl deutet sich in Essen eine spürbar höhere Wahlbeteiligung an, als noch vor vier Jahren. Gradmesser dafür ist der Andrang auf Briefwahlunterlagen: Bis Montag (16.9.) zählte das Wahlamt am Kopstadtplatz bereits rund 80.000 Anträge und damit genauso viele wie bis zum letzten Tag vor der Wahl 2009.

Erfahrungsgemäß dürften noch 5.000 Antragsteller hinzukommen

Doch gerade in der letzten Woche, so Rüdiger Lohse vom Wahlamt, dürften erfahrungsgemäß noch rund 5.000 Antragsteller hinzukommen. „Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen“, so Lohse, könnte sich die Beteiligung damit auf einen Wert oberhalb von 70 Prozent einpendeln, Rekordwerte aber seien nicht zu erwarten. Zum Vergleich: 2005 gaben 77,4 Prozent der Essener ihre Stimmen ab, 2009 waren es nur 69,7 Prozent.

Neben den schriftlichen Anträgen, für die es mit Blick auf den Postweg nun langsam knapp wird, suchen täglich bis zu 800 Wählerinnen und Wähler das Amt auf und geben gleich an Ort und Stelle ihr Votum ab.

So zahm wie der Wahlkampf zwischen Karnap und Kettwig dahinplätscherte, so unspektakulär gingen bisher auch die Wahlvorbereitungen über die Bühne. Anders als in anderen Städten führt die Stadt auch keine besondere Klage über ihren Postdienstleister TNT, der die 429.000 Wahlbenachrichtigungen zustellte.

Klagen über fehlenden Kärtchen

Einzig aus der Karlstraße in Altenessen kamen vielfach Klagen über die fehlenden Kärtchen, auf denen unter anderem das Wahllokal verzeichnet ist. Vorsorglich schrieb die Stadt alle 400 Wahlberechtigten dort an, um auf die Möglichkeit der Wahl auch per Personalausweis hinzuweisen. „Immerhin: Der Brief ist angekommen“, weiß Lohse.

Womöglich ist in der Karlstraße aber auch nur das passiert, was andernorts – in Essen wie auch in Nachbarstädten – bereits für Stirnrunzeln gesorgt hat: Manche Zusteller werfen die Wahlbenachrichtigungen offenbar einfach durch den Zeitungsschlitz in den Hausflur, wo die Karten dann schnell zwischen Zeitungen, Prospekten und anderen Wurfsendungen verschwinden.

Postdienst TNT für städtischen Postsendungen zuständig

Man habe, heißt es im Wahlamt, TNT bereits informiert. Der Postdienstleister hatte im vergangenen Jahr die Ausschreibung der Stadt als günstigster Anbieter gewonnen und darf nun drei Jahre lang die städtischen Postsendungen – pro Jahr im Schnitt rund vier Millionen Briefe – unters Volk bringen. Die Linken hatten just dies zuletzt als „beschämend“ kritisiert, weil TNT im Vergleich zur Deutschen Post nur Dumpinglöhne zahle und die Stadt an anderer Stelle wieder draufzahle, was sie bei der Post spart.