Essen. .

17 Jahre sind sie alt, Gymnasiasten aus dem Essener Süden, die am Abend des 13. August den Bierumsatz in der Rüttenscheider Kneipenszene kräftig ankurbelten. Gegen Mitternacht verließen sie ein Lokal, um noch etwas zu essen. Lustig fanden sie sich. Einer fing an, auf der Rüttenscheider Straße ein Wahlplakat herunterzureißen. Die anderen folgten. Vier Plakate der Piraten landeten auf der Straße, zwei von der CDU.

CDU-Kandidat sah die Jugendlichen

Richtige Straftäter achten darauf, ob sie beobachtet werden. Doch die fünf Jugendlichen kümmerte es offenbar nicht, dass sie nicht alleine waren. Mit einer 22 Jahre alten Wahlkampfhelferin inspizierte Matthias Hauer die Straßen. Der 35 Jahre alte Rechtsanwalt kandidiert für die CDU und suchte in jener Nacht nach beschädigten Plakaten seiner Partei, um sie zu reparieren. An der Ecke Martinstraße hörte er Gegröle, sah die Jugendlichen und zwei durch die Luft fliegende Plakate der Piraten. Die Studentin aus seinem Team fotografierte die Gruppe und drohte mit einer Anzeige. Das soll die Jugendlichen nicht beeindruckt haben. „Dann mach’ doch“, soll einer gesagt haben. „Das ist doch Wahlfreiheit“, soll eine andere Antwort gelautet haben, bevor das Quintett unbeeindruckt weiterging. Hauer rief die Polizei.

Die rückte mit fünf Streifenwagen an, und die nächtlichen Zecher erlebten eine schlagartige Ernüchterung. Ab ging es in der Nacht zum Bereitschaftsdienst des polizeilichen Staatsschutzes. Auf Wahlbehinderung und Sachbeschädigung lautete der Ermittlungsvorwurf. Schnell dürfte den Beamten klar geworden sein, dass der politische Hintergrund der Tat nicht so groß war wie die Zahl der Biergläser, die die 17-Jährigen getrunken hatten. Geständig waren diese und beendeten ihre Vernehmungen mit den Worten, dass das „eine dumme Aktion“ war.

Von den Eltern abgeholt

Die erkennungsdienstliche Behandlung blieb ihnen nicht erspart. Fingerabdrücke mussten sie abgeben und sich vom Polizeifotografen ablichten lassen. Mittlerweile erschienen auch die von der Polizei angerufenen Eltern auf der Wache, um ihre Kinder abzuholen.

Jetzt liegt die Ermittlungsakte als „politische Strafsache“ bei der Staatsanwaltschaft, die daraus vermutlich keinen großen Schauprozess machen wird. CDU-Kandidat Hauer hat Strafantrag gestellt. Die Piraten-Partei hat bislang auf einen Brief der Polizei, ob sie Strafantrag stellen wolle, nicht reagiert. Eigentlich konsequent. Auf einem der abgerissenen Piraten-Plakate stand der Spruch: „Warum häng ich hier eigentlich? Ihr geht ja eh nicht wählen.“