Essen. Die Masche ist zwar bekannt, doch immer wieder werden vor allem ältere Menschen Opfer falscher Wasserwerker. Wie Maria M. aus Essen, der so ihr gesamtes Erspartes gestohlen wurde. Nun will sie andere Menschen vor den fiesen Tricks der Betrüger warnen.
Die Verzweiflung steht der zierlichen alten Frau ins Gesicht geschrieben. Nachts könne sie nicht schlafen, erzählt Maria M. (Name geändert). Sie könne einfach nicht begreifen, wie sie an diesem Tag nur so gutgläubig sein konnte, und dass, obwohl sie doch sonst eigentlich immer vorsichtig war. An diesem einen Donnerstagmittag war sie es nicht – was Trickbetrüger skrupellos ausnutzten und ihr das gesamte Ersparte abnahmen.
Als die 89-Jährige vom Einkaufen zurückkam und die Haustür aufschloss, stand bereits ein junger Mann vor der Tür, der sich als Wasserwerker ausgab. Es gebe Probleme mit dem Wasserdruck, den müsse er dringend in allen Wohnungen kontrollieren. Sein Vorgesetzter müsse derweil in den Keller. Mit diesem Vorwand verschaffte sich der „Mitarbeiter der Wasserwerke“ nur wenige Minuten später Zugang zu Maria M.’s Wohnung. „Er sah gepflegt aus und hatte ja auch so eine Jacke an, wie sie diese Leute immer tragen“, erinnert sich die Rentnerin.
20 Minuten im Bad abgelenkt
In der Wohnung bat der Mann Maria M. darum, die Wasserhähne in Bad und Küche aufzudrehen, bis eine blaue Flüssigkeit herauslaufen würde. Während Maria M. und der „Wasserwerker“ gemeinsam im Badezimmer auf die blaue Flüssigkeit warteten, nahm der Unbekannte per Kopfhörer mit Mikrofon Kontakt zu seinem vermeintlichen Vorgesetzten auf. „Der Mann saß auf dem Badewannenrand; ich auf dem Toilettendeckel. Wir waren rund 20 Minuten im Badezimmer und unterhielten uns dabei sehr nett. Er erzählte mir sogar private Dinge, wie zum Beispiel, dass er heiraten möchte“, berichtet Maria M., die nicht ahnte, dass Komplizen währenddessen ihre Wohnung durchsuchten. Der Mann verabschiedete sich mit den Worten, sie möchte noch ein wenig auf die blaue Flüssigkeit warten; er würde sich melden.
Hinweise der Polizei
Die Polizei rät: Niemanden in die Wohnung lassen, mit dem man keinen Termin vereinbart hat.
Im Zweifelsfall Nachbarn zu Hilfe holen, allein das könne die Täter oft schon abschrecken. Denn sie schaffen es immer wieder, eine zweite Person in die Wohnung zu schleusen.
Bei merkwürdigen Beobachtungen immer die Polizei rufen.
Dass Maria M. Opfer von Betrügern wurde, bemerkte sie erst, als ihr eine geschlossene Schranktür auffiel, die sie sonst nie schließt und der Schlüssel in einer Schublade steckte. „Da wurde ich misstrauisch“. Sie schaute sofort in den Wäschekorb, in dem sie ihr Erspartes aufbewahrte. Der Umschlag mit 8600 Euro: weg. Genauso wie eine Schatulle mit vier Goldketten und Perlenanhängern, die sie in der Schrankwand aufbewahrte.
Immer bescheiden gelebt
„Ich habe immer so bescheiden gelebt. An das Ersparte bin ich nur in Notfällen dran gegangen. Beispielsweise für Arztrechnungen oder eine neue Brille. So etwas kann man von einer kleinen Rente ja nicht bezahlen“, erzählt Maria M. Jetzt besitze sie noch 70 Euro.
Sie macht sich Vorwürfe, andererseits ist die Seniorin froh, dass die Betrüger ihr nichts getan haben. „Wer weiß, ob ich hier noch sitzen würde, wenn ich sie auf frischer Tat erwischt hätte?“ fragt sie sich. „Ich möchte andere Menschen warnen, damit ihnen nicht auch so etwas passiert.“