Essen. . Im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) sind derzeit 222 Hausarzt-Stellen unbesetzt. In Essen ist vom schleichenden Versorungsmangel nichts zu spüren. Die Stadt hat im Gegenteil einen der höchsten Versorungsgrade in Essen.

Im Bereich der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) fehlen derzeit 222 Hausärzte. Schaut man jedoch auf die jüngste Bedarfsplanung des in Düsseldorf ansässigen Ärzteverbandes, zeigt sich – in Essen müssen Patienten nicht lange auf einen Termin beim Hausarzt warten; nicht eine Stelle ist derzeit unbesetzt. Im Gegenteil habe Essen gar „einen der höchsten Versorgungsgrade in Nordrhein Westfalen überhaupt“, wie KVNO-Sprecherin Karin Hamacher erklärt. Der Grund: „Essen ist Universitätsstadt“, sagt Hamacher, so dass viele der hier Studierenden einen Bezug zur Stadt entwickelten, sich hier niederließen.

Dennoch fürchten Experten um die gute Versorgung. Betrachte man die aktuelle Entwicklung, sei davon auszugehen, dass bis 2015 in Nordrhein Westfalen 2250 Hausärzte fehlen. Derzeit sind 18,9 Prozent der praktizierenden Hausärzte über 60 Jahre alt. Die größte Altersgruppe stellen mit 41,4 Prozent die 50- bis 59-Jährigen. Doch rücken zu wenig junge nach. Die Zahl der Medizinstudenten ist bundesweit stark rückläufig. Und wer als Arzt die Uni verlässt, wird nicht unweigerlich für Patienten arbeiten; jeder zweite bis dritte Medizinstudent findet in anderen Bereichen des Gesundheitswesens eine Anstellung.

Arztpraxen und Bürger in den Stadtbezirken

Essener StadtbezirkZahl der ArztpraxenZahl der Einwohner
I. - Mitte, Frillendorf, Huttrop4562.927
II. - Rüttenscheid, Stadtwald, Rellinghausen5153.507
III. - West mit Frohnhausen, Altendorf, Fulerum5094.254
IV. - Borbeck, Frintrop, Bochold, Gerschede4981.111
V. - Altenessen, Karnap, Vogelheim3355.972
Essener StadtbezirkZahl der ArztpraxenZahl der Einwohner
VI. - Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg2350.840
VII. - Steele, Kray, Freisenbruch, Horst, Leithe4168.579
VIII. - Heisingen, Kupferdreh, Überruhr, Byfang3051.910
IX. - Werden, Kettwig, Bredeney3450.307

Hinzu komme, dass „viele die Unwägbarkeiten und Risiken scheuen, die mit dem Leben als Freiberufler verbunden sind. Dazu kommt, dass die Niederlassung als Einzelkämpfer für viele hoch qualifizierte junge Mediziner keine besonders reizvolle Perspektive darstellt, auch nicht finanziell“, betont der Vorstand der KVNO Bernhard Brautmeier. Ein weiterer Grund seien die gewandelten Vorstellungen des Mediziner-Nachwuchses: „Work-life-Balance heißt das Zauberwort.“

Doch noch ist von Versorgungsengpässen in Essen nichts zu spüren. Gleichwohl sich in der hausärztlichen Versorgung ein deutliches Nord-Süd-Gefälle abzeichnet. Während im Bezirk II (hierzu zählen Rüttenscheid, der Stadtwald, Berger- und Rellinghausen) 51 Hausärzte für rund 53 500 Einwohner arbeiten, gibt es im nördlichen Bezirk VI (Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg) gerade einmal 23 Hausarztpraxen, die die Versorgung von rund 50 800 Bürgern sicherstellen.

Mittlere Versorgungsgrade zeichnen sich in den Bezirken VIII (Heisingen, Kupferdreh, Überruhr, Byfang) und IX (Werden, Kettwig, Bredeney) ab: Dort arbeiten rund 30 Ärzte für jeweils etwa 50 000 Einwohner; damit kommen auf einen niedergelassenen Arzt rund 1666 Patienten. Deutlich höher ist der Schlüssel im Westen (Bezirk III mit Frohnhausen und Altendorf); dort hat ein Hausarzt rund 1885 Patienten zu betreuen.