Essen. .
Ärzte sind reich - so glauben viele. Doch stimmt das wirklich? Allgemeinmediziner, auch die in Essen, werben dafür, genauer hinzusehen und Durchschnittszahlen nicht für die ganze Wahrheit zu halten. 33 Euro bekommt der Hausarzt in der Regel pro Patient und Quartal. „Das ist viel zu wenig“, urteilt Dr. Dirk Mecking, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein. „Mit dieser Vergütung befinden sich die Hausärzte in Nordrhein am unteren Ende der bundesweiten Skala.“
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In Essen gibt es 386 Hausärzte - also Allgemeinmediziner, Internisten und Kinderärzte - sowie 451 Fachärzte, wie Orthopäden, Radiologen, Neurologen. Und wohl keiner unter ihnen wehrt sich nicht gegen die vor dem Hintergrund der Kosteneinsparung immer lauter werdenden Vorwürfe des Abkassierens.
Die Vergütung der Allgemeinmediziner und Fachärzte in Deutschland stieg seit 2007 um 11,3 Prozent, verkündete der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen im Juli. So lag das Durchschnittseinkommen 2007 bei 142 000 Euro je Arzt und würde sich nach Schätzungen des Verbandes in diesem Jahr auf 164 000 Euro erhöhen. „Rechenspielereien“, kontert Dirk Mecking. „Die Ärzte in Nordrhein werden hier reicher gerechnet als sie sind.“ Fakt sei, dass die bundesdeutschen Ungleichgewichte so verschleiert würden.
Ausweg Großpraxis
„Gleiche Leistung wird bundesweit unterschiedlich honoriert“, kritisiert Mecking. Tatsache sei, dass der Umsatz der Ärzte in Nordrhein bei rund 110 000 bis 120 000 Euro im Jahr liege. „Das ist aber das Einkommen vor Steuern und Ärzte sind Freiberufler, die Sozialversicherungen sind davon also noch abzuziehen.“
Grundsätzlich hält der Mediziner die Pauschalisierung im hausärztlichen Bereich vor dem Hintergrund gedeckelter Kosten und patientengerechter Versorgung für durchaus sinnvoll. „Aber die Prioritäten müssen anders gesetzt werden, damit es stimmig bleibt“, fordert Mecking.
Vor dem Hintergrund der steigenden Wirtschaftskosten seien Hausärzte zunehmend auf einen Pool von Privatpatienten und auf zusätzliche Einnahmen aus den Hausarztverträgen angewiesen. Durch diese Verträge, die mit jedem einzelnen Patienten und seiner Krankenversicherung abgeschlossen werden, kommen etwa 40 bis 45 Euro, mitunter sogar bis zu 70 Euro pro Patient und Quartal in die Kasse der Praxis. „So können beispielsweise Hausbesuche und Impfungen gesondert abgerechnet werden“, erklärt Mecking. „Und diese Beträge sind dann auch mit der Honorierung von Hausärzten in anderen Bundesländern zu vergleichen.“
Den Ausweg, den viele Allgemeinmediziner und Internisten aus der Misere der knappen Kassen derzeit suchen, ist in vielen Stadtteilen spürbar: Die Mediziner schließen sich zu Gemeinschaftspraxen zusammen und erwerben Zusatzqualifikationen, um einerseits das Angebot für ihre Patienten zu erhöhen und andererseits zusätzliche Abrechnungsmöglichkeiten zu schaffen.