Essen. . Angesichts des drohenden Ärztemangels in Deutschland haben die Organisationen des Gesundheitswesens den Weg für insgesamt fast 3000 neue Hausärzte freigemacht. Allein in den Regionen Nordrhein und Westfalen sollen über 700 neue Praxen entstehen. Ob die Planungen aufgehen, ist aber noch offen.
3000 neue Hausärzte soll es künftig in Deutschland geben. In den Regionen Nordrhein und Westfalen-Lippe könnten sich anteilig die meisten Ärzte niederlassen – insgesamt 710. Sie sollen vor allem aufs Land ziehen. Dies hat das höchste Gremium im Gesundheitswesen, der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken in Berlin beschlossen. Für Psychotherapeuten sieht die Richtlinie knapp tausend neue Praxen vor.
Doch zunächst stehen die Zahlen nur auf dem Papier. Die heutigen Planungsregionen für Arztsitze sind zu groß. Ein Kreis kann offiziell genügend Ärzte haben, auch wenn die meisten in einer Stadt sitzen und auf dem Land kein Mediziner für die Patienten da ist. Nun sollen die Planungsgebiete verkleinert werden – so kommen gut 900 neue Niederlassungsmöglichkeiten hinzu.
„Das werden wir nicht machen“
Grundlage dafür sind neue Verhältniszahlen, wie viele Einwohner ein Arzt versorgen muss. „Wenn wir diese Zahlen auf Essen anwenden würden, kämen 50 Ärzte hinzu“, sagt Bernhard Brautmeier, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. „Das werden wir nicht machen.“ Wenn also in den Städten die Plätze vergeben sind, bleibt für Jungärzte nur noch der Weg aufs Land, so das Kalkül.
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Ob es dort am Ende wirklich rund 700 neue Praxen gibt, ist aber noch unklar. „Eine Richtlinie kann Ärzte nicht herbeizaubern“, sagt Christopher Schneider von der KV Westfalen-Lippe. Schon heute seien hier 220 Hausarztstellen unbesetzt, viele ältere Landärzte finden keine Nachfolger. Und in den kommenden Jahren würden allein in seiner Region etwa 2000 Ärzte aus Altersgründen ihre Praxen schließen.