Essen. .
In Essen, Mülheim und Oberhausen droht bald ein Hausärzte-Mangel. Ein Fünftel der Hausärzte in der Region ist in den nächsten fünf Jahren reif für den Ruhestand. Deshalb gründen Ärztekammer Nordrhein, niedergelassene Mediziner und Hospitäler jetzt den Weiterbildungs-Verbund Ruhr.
Von Ärztemangel keine Spur. Im Essener Servicezentrum Ruhr der Ärztekammer Nordrhein traten sich Professoren und Doktoren auf die Füße, waren zahlreich erschienen, um zahlreich zu bleiben.
Grauer Anzug statt weißer Kittel: Ein Fünftel der Hausärzte in der Region ist in den nächsten fünf Jahren reif für den Ruhestand, doch der Nachwuchs scheut die praktische Praxis. In Essen, Mülheim und Oberhausen wollen sie nun gegensteuern: Mit dem „Hausärztlichen Weiterbildungs-Verbund Ruhr“ wollen hiesige Kliniken und Praxen in Kooperation angehende Ärzte für die Allgemeinmedizin begeistern.
180 bis 200 Patienten pro Arzt
Noch wird auf hohem Niveau gejammert, ist das Ärzte-Patienten-Verhältnis in Essen, Mülheim und Oberhausen kein schlechtes. „Mit 180 bis 200 Patienten pro Arzt verfügen wir über eine hohe Arztdichte“, berichtet Dr. Robert Schäfer von der Ärztekammer Nordrhein. Doch der demografische Wandel macht vor der Praxistür nicht halt.
„In fünf Jahren fehlen in Essen 36, in Oberhausen 14 und in Mülheim zehn Hausärzte“, prognostiziert Uwe Brock, Vorsitzender der Mülheimer Ärztekammer. Denn, so Karl-Dieter Menzel von der Ärztekammer Nordrhein, „von etwa 1400 in Düsseldorf abgelegten Facharztprüfungen wurden 2008 nur rund 100 in den Fächern Allgemeinmedizin absolviert“ – 200 würden aber gebraucht.
Das Problem sei die Assistenzarzt-Phase. „Da die Weiterbildung vor allem in Kliniken stattfindet, spezialisieren sich viele Ärzte auch in diesem Bereich“, erklärt Schäfer. Das sei bequemer, als nach drei Jahren Klinik eine Hausarzt-Praxis zu suchen, wo eine zweijährige Weiterbildungsphase zum Allgemeinmediziner absolviert werden muss.
Mit dem Weiterbildungs-Verbund soll nun alles einfacher werden: „Fünf Jahre Spezialisierung in einem Guss“, verspricht Schäfer. So haben sich Krankenhäuser und Ärzte in Essen, Mülheim und Oberhausen zu Verbünden zusammengeschlossen, die den Assistenzärzten „bereits zu Beginn ihrer Weiterbildung ein Komplettprogramm bis zur Facharztprüfung bieten“ – Mentor inklusive, sagte Ärztekammer-Präsident Hoppe. Ungeliebte Wohnortwechsel würden überflüssig, finanzielle Nachteile während der Praxiszeit müsse niemand mehr fürchten. Nun gilt es an der Uni die Werbetrommel zu rühren, meint Dr. Ludger Wollring, Chef der Essener Ärztekammer. „Je stärker die Mediziner in der Region verankert sind, umso größer die Chancen, dass sie hier später praktizieren.“