Herumschwadronieren ist schlecht, Pläne konkretisieren immer gut. Also hat „der Aufsichtsrat der Messe Essen den vorliegenden Vorentwurf für die Messe-Ertüchtigung zur Kenntnis genommen und die Geschäftsführung beauftragt, die Planungen weiter zu konkretisieren.“
Mit dieser Meldung kaschierte die Stadt gestern wortreich, dass die Stadt dem Jahrhundert-Projekt eines Messe-Um- und Ausbaus für 123 Millionen Euro netto gestern nicht entscheidend näher rückte. Nun soll es eine Sondersitzung des Aufsichtsrates richten, terminiert für den Tag vor der Ratssitzung am 17. Juli. Und in beiden Gremien, darin immerhin war man sich durch die Bank einig, müsse exakt der gleiche Beschlusstext abgesegnet werden.
Damit spricht alles für eine Messe-Votum auf den letzten Drücker, wenige Tage vor der politischen Sommerpause – ohne viele Möglichkeiten, das Ausformulierte zu hinterfragen. Schon denken die Grünen daran, neben ihrer für den 10. Juli anberaumten turnusmäßigen Mitglieder-versammlung ein Sondertreffen einzuberufen, denn die Neigung, die Bürger im Rahmen eines Bürgerbegehrens nach ihrer Meinung zum Messe-Ausbau zu befragen, ist ungebrochen.
Daran ändert offenbar auch nichts, dass Stadt und Messe gestern planerisches Zuckerbrot für Grüne und Co. bereithielten: Nach mehreren vergeblichen Anläufen scheint es nun nämlich doch möglich, am nordwestlichen Rand des Messe-Neubaus, an der neu zu bauenden Halle 4, mehr Rücksicht auf „Kur vor Ort“ zu nehmen und den alten Baumbestand weitestgehend zu erhalten – nach der erfolglosen Sondersitzung des Umweltausschusses ein überraschender Verhandlungserfolg für die hartnäckigen Kritiker der bisherigen Planung.
Und ein Versuch, die Grünen durch derlei Entgegenkommen von ihren Plänen für ein Bürgerbegehren abzubringen? Die CDU ließ die politische Peitsche schnalzen: Sie erteilte gestern nicht nur einem von Grünen wie Linken angedachten Ratsbürgerentscheid, sondern auch Gedankenspielen für ein Bürgerbegehren in Sachen Messe eine „klare Absage“: Die Entscheidung über die Ertüchtigung der Messe sei „die Stunde des Rates“, so CDU-Fraktionschef Thomas Kufen, „als politische Vertreter im Rat werden wir uns dieser Verantwortung stellen“.
Jede weitere Verzögerung belaste den Messestandort, „allein der Zeitplan für ein Bürgerbegehren kann das Ertüchtigungsvorhaben gefährden“. Ein Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Grüne.