Essen.

„Seit Hesse zu ist“, schimpft Holger Dasler, „muss man noch früher hier sein, um einen guten Platz auf der Liegewiese zu bekommen.“ An der Einbleckstraße hat er sein Auto geparkt. Nur hundert Meter weiter ist das Ortseingangsschild von Oberhausen, in seinem Rücken liegt Bottrop, vor ihm der Rhein-Herne-Kanal. Dass Schiffe das stehende Gewässer durchpflügen steht gerade nicht zu fürchten, denn die Schleusenwärter streiken und der Schiffsverkehr ruht – ebenso wie der Betrieb im 200 Meter Luftlinie entfernten Freibad Hesse.

Die PCB-Sanierung im Freibad Hesse wird bis ins kommende Jahr dauern

„In diesem Sommer wird es nichts mehr mit der PCB-Sanierung“, sagt Markus Götze, Geschäftsführer des Vereines RuWa Dellwig, der das Bad Hesse bewirtschaftet. „Erst muss die PCB-Sanierung abgeschlossen sein.“ Und damit ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen. Dabei strömen an sonnigen Wochenendtagen bis zu 6.000 Besucher in das Dellwiger Bad. Nun müssen sie ausweichen in andere Bäder – oder in den Kanal, der auch als „längstes Freibad der Stadt“ bekannt ist.

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Eben erhebt sich Dasler träge und marschiert in Richtung Kanal, läuft dabei an einem Herrn, der sein Schlauchboot aufpumpt, vorbei. „Abkühlen“, sagt Dasler, „ist ja auch erlaubt“. Was auch Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr, bestätigt: „Nur das Schwimmen ist verboten.“ Weil sich aber viele Schwimmer das Vergnügen von den Spundwänden in den Kanal zu hüpfen nicht nehmen lassen, pendeln in regelmäßigen Abständen Patrouillenboote von Polizei und Wehr auf dem Kanal. „Wir beobachten das, greifen aber nicht ein“, sagt Filzen.

Leichter Anstieg bei Kanal-Schwimmern

Denn: „Wir stellen natürlich auch fest, dass es bei den Kanal-Schwimmern einen leichten Anstieg gibt, seit das Freibad Hesse zu hat.“ Zu Zwischenfällen sei es in diesem Sommer aber noch nicht gekommen. Holger Dasler freut die entspannte Haltung von Polizei und Wehr, „bei der Hitze braucht der Mensch einfach eine Abkühlung und ständig unter die Dusche zu springen ist da auch nicht wirklich witzig.“ Langsam füllt sich die Wiese. Nicht viele Stellen gibt es am Kanal, die ohne Spundwände sind und freien Zugang bieten, weswegen der flache Einstieg gut frequentiert ist.

Doch das „wilde Schwimmen“ ist nicht jedermanns Sache. Ein Großteil der Essener setzt auf die regulären Freibäder. Allein 3.628 Badegäste kamen am Montag ins Grugabad; eine Zahl, die man wohl auch am gestrigen Dienstag erreichte. 800 Gäste immerhin kamen in Essens kleinstes Freibad nach Steele. „Die Zahl ist schon fast sensationell“, sagt Hannelore Rottmann vom Verein Steele 11, der das Bad betreibt. Als sehr guten Start in die Saison wertet man auch im Freibad Oststadt das aktuelle Hoch: 1.500 Badegäste am Montag und ähnlich volle Becken am gestrigen Dienstag.